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So geht man mit Menschen nicht um! Ver.di und „Pflege am Boden“ einig

Einigkeit herrschte zwischen ver.di  und der Aktionsgruppe  „Pflege am Boden“ gestern an der Kitzinger Land Klinik um 13:00 Uhr. Denn nicht immer herrscht Harmonie zwischen den Parteien im Arbeitskampf. Aber nicht nur Markus Oppel, Aktivist der „Pflege am Boden“ und selbst Gewerkschaftsmitglied und Susanne Neubauer von ver.di waren sich über die Zahl 162.000, die ermittelt worden ist, als die der zurzeit fehlenden Pflegekräfte in Deutschland einig, sondern auch der Vorstand der Klinik, Ärzte und Lokalpolitiker.

Nummer 151.516
Nummer 151.516 von 162.000

70 Nummern wurden ab 12:30 verteilt, die am Ende deutschlandweit 162.000 ergeben sollten. Laut der Veranstalter waren aber mehr als 100 Demonstranten anwesend. Schön war es zu beobachten, dass die Zeit zum regen Austausch unter den Teilnehmern genutzt wurde. Zeit, die sonst im Pflegebetrieb nicht vorhanden ist.

Es kann heute kaum noch jemand glauben, dass ich früher Zeit hatte mich mit den Patienten zu unterhalten und sie kennenzulernen.

sagt Susanne Neubauer, die selbst beruflich aus der Pflege kommt. „So kann man doch mit Menschen nicht umgehen“, setzt Sie nach, wobei man im ersten Augenblick nicht weiß, wen Sie gemeint hat. Das ist aber nicht wichtig, denn mit Pflegekräften, die systematisch, um Kosten zu sparen „ausgebeutet“, werden und Kranken, die nicht genug Zuwendung bekommen, geht man so nicht um.

Susanne Neubauer von ver.di
Susanne Neubauer von ver.di

Aber nicht nur der Personalschlüssel sei für die Misere verantwortlich, sondern die Art der Pflege. Durch die Auslagerung der leichten Pflegetätigkeiten in die häusliche Pflege gibt es meist nur noch schwere Fälle, um die sich die angestellten  Pflegerinnen und Pfleger kümmern müssen. Da bleibt keine Zeit mehr für anderes. Nur die harte Knochenarbeit ist übrig. Durch den gesellschaftlichen und demographischen Wandel hat sich der Pflegeanspruch geändert. Das wir nicht berücksichtigt. Da ist jetzt die Politik gefragt, so Neubauer.

Aber nicht nur die Demonstranten weisen auf die Änderungen hin. Die BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsschutz und Wohlfahrtspflege)  ist ebenfalls der Meinung, dass durch den demographischen Wandel im Bereich der Pflege der Bedarf an beruflich Pflegenden nicht gedeckt werden kann.

Es ist daher erforderlich, die Attraktivität des Berufs zu erhöhen, Karriereperspektiven anzubieten und deutlicher zu kommunizieren, dass es sich hier um eine produktive Wachstumsbranche handelt, in der es um eine bedeutsame gesellschaftliche Aufgabe und eine große Herausforderung geht. Gesundheitsvorsorge wird nicht nur im privaten Umfeld eine zunehmend wichtige Rolle spielen: Auch im Arbeitsleben werden Arbeitgeber und Berufsgenossenschaften verstärkt präventiv dafür sorgen müssen, dass Pflegekräfte so lange wie möglich gesund und motiviert in ihrem Beruf arbeiten können.

Die Pflegeeinrichtungen sind ja inzwischen reine Wirtschaftsbetriebe. Man versucht alles, um sie attraktiv zu gestallten. Susanne Neubauer deutet auf die Baustelle vor dem Krankenhaus. „Sehen Sie, dass wird von den Einsparungen im Personalsektor gebaut.“