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Bürgermeister Güntner wünscht sich Schweigen statt Solidarität

Unser Archivbild zeigt Kitzingen gegen Rechts im März 2013.

Eine Äußerung, die Fragen und Diskussionen aufwerfen wird: Warum wünschte sich Kitzingens Bürgermeister Stefan Güntner (CSU) ein Schweigen der Öffentlichkeit zu den Rechten Umtrieben in Stammheim?

Als achter und somit fast letzter Tagesordnungspunkt in der Stadtratssitzung am gestrigen Dienstag standen die rechten Umtriebe in der Nachbarschaft Kitzingen’s, genauer in Stammheim, auf der Tagesordnung. Stammheim ist Teil der Gemeinde Kolitzheim und die liegt direkt an der Kreisgrenze. So teilt sich Volkach, welches im Landkreis Kitzingen liegt, eine gemeinsame Flurgrenze mit Kolitzheim.

In Stammheim hatte sich die Partei „die Rechten“ ein Gebäude erworben und angefangen hier ihre Landeszentrale für Bayern aufzubauen. Dagegen hatte sich dann eine breite Allianz aus Gemeinden, Bürgern, Pfarreien und Vereinen gefunden, die das Netzwerk „Stammheim ist bunt“ gründeten.

Auch der Landkreis Kitzingen hatte sich hier bereits am 20. April solidarisch erklärt und damit ein klares Zeichen gegen die rechten Umtriebe gesetzt.

Jetzt stand gleiches auf der Tagesordnung im Stadtrat:

„Die Stadt Kitzingen erklärt sich mit der Aktion „Stammheim ist bunt“ und der Gemeinde Kolitzheim solidarisch und unterstützt alle Bemühungen, um einer Etablierung der Landeszentrale der Partei „Die Rechten“ entgegen zu wirken.“

Verstörende Äußerung von Kitzingen’s Bürgermeister Güntner (CSU)

Nachdem Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) den Punkt aufgerufen und kurz vorgestellt hatte, meldete sich der Bürgermeister Stefan Güntner (CSU) zu Wort: Er äußerte sinngemäß, dass auch wenn sich jeder jetzt mit Stammheim ist bunt solidarische erkläre, so möchte er die Bitte eines Stammheimer Bürgers hier vorbringen. Vor lauter Solidarität und Medienaufmerksamkeit für das Thema käme es den Stammheimern nun so vor, dass Ihr Ort nur noch aus Rechten bestehe. Der Wein und Tourismus in Stammheim kämen damit zusehends ins hintertreffen.

Polizei Kitzingen gegen Rechts
Wer sich an diese Bilder erinnert, der kann sich vorstellen, dass „Rechte“ dem Tourismus schaden zuführen.

Wer will wirklich Engament totschweigen und Solidarität verhindern?

Man kann nur darüber spekulieren, in wie weit dies die schön verdeckte und neu formulierte Bitte eines der Mitglieder jener ungeliebten rechten Partei aus Stammheim war oder wer sich dieses Abraten von der Solidarität mit „Stammheim ist bunt“ wirklich erbittet. Denn wegschauen ist bei Rechtsradikalen – so viele Organisationen und selbst der bayerische Verfassungsschutz – gerade eben keine Lösung.

Und selbst „Stammheim ist bunt“ schreibt auf der eigenen Webseite:

„Wir werden nicht wegsehen und gegen diese Umtriebe entschlossen und gemeinsam mit allen Demokraten/Innen vorgehen. Lassen Sie uns gemeinsam ein sichtbares Zeichen setzen!“

Die Arbeit und Aktionen von „Stammheim ist bunt“ gegen die Rechten kann man mit einer Überweisung auf das Konto des Sportverein Stammheim unterstützen. Wer also Wein und Tourismus in Stammheim retten will, der tut dies am besten dadurch, dass rechte Umtriebe dort gar nicht erst ihren Platz finden und nicht durch das totschweigen des gesellschaftlichen Engagements und der Solidarität, wie es sich Bürgermeister Stefan Güntner erwünscht.

Update 29.4. 8:20 Uhr: Herr Bürgermeister Güntner hat auf Nachfrage seine Äußerungen per Email präzisiert:

Zur Klarstellung möchte ich Ihnen erläutern, dass ich mich selbstverständlich zu 100% mit der Initiative Stammheim ist bunt solidarisiere. Niemand möchte Rechte in seiner Gemeinde und es ist sehr schlimm, dass es immer noch soviele Menschen gibt, die diesem Gedankengut auf den Leim gehen.

Mich hat nur jemand, der in Stammheim im Militärmuseum aktiv ist, angesprochen und darauf hingewiesen, dass es in Stammheim auch die Meinung gibt, dass mit der öffentlichkeitswirksamen Solidarisierungsbekundung auch mal wieder Schluss sein solle, Bevor Stammheim nur noch damit in Verbindung gebracht würde, dass es dort die Rechten gibt. Durch die dauerhafte Berichterstattung werden negative Auswirkungen auf das Image von Stammheim befürchtet. Als Medienvertreter werden sie mit Sicherheit über die Solidarisierungsbekundung berichten. Dadurch zwingen wir Kitzinger Stammheim quasi die Berichterstattung über die Rechten in Stammheim auf. Für mich wäre ein besserer Weg der Solidarisierung, Veranstaltungen zu besuchen bzw. Zu unterstützen, die von Stammheim selbst ausgehen. In diesem Fall bestimmen nämlich die Betroffenen selbst über die öffentliche Wahrnehmung.

Meine Bitte an Sie für die Berichterstattung wäre, dass Sie neben der Solidarisierung vor allem über die schönen und interessanten Seiten Stammheims berichten und nicht als Schwerpunkt über den „braunen“ Schandfleck.