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Kommunalwahlen 2014: Kein Interesse der Wähler, kein Aufbruch in Kitzingen

Kitzingen hat gewählt oder die Wahl ignoriert. Egal, was davon zutrifft: einen Aufbruch bzw. die zaghaft vorhandene Aufbruchstimmung haben die Kitzinger dadurch abgewürgt.

Eigentlich haben sich viele andere Medien bereits mit den verschiedenen Meinungen und den konkreten Zahlen der Wahlen beschäftigt. Um nicht auch genau das gleiche Horn zu blasen, kümmern wir uns nur um eine Kommentierung des Wahlausgangs; Wer die Ergebnisse dennoch sehen will, kann diesen beiden Links folgen:

 Wahlbeteiligung blieb im Keller

Als erstes muss man sich die Wahlbeteiligung anschauen. Meinungsforscher würden diese Wahl aufgrund der geringen Beteiligung bestenfalls als „nicht repräsentativ“ bezeichnen. Wenn weniger als die Hälfte der Kitzinger zur Wahl geht und dann der UsW-Kandidat Müller nur knapp über ein Drittel der Stimmen erhält, dann hat gerade mal ein Sechstel der Wahlberechtigten für Herrn Müller gestimmt. Herr Müller muss also zu Recht in die Stichwahl, denn ein Wahlsieg war das nicht. Und auch die Ausrede, es hätte ja so viele Gegenkandidaten um das Oberbürgermeisteramt gegeben, kann da nicht zählen: Entweder man kommt direkt rein oder muss eine „Strafrunde“ Wahlkampf machen.

Egal, wer von den beiden Stichwahlkandidaten Müller (UsW) und Güntner (CSU) es am Ende wird, beide sollten klar im Kopf behalten, dass die tollen Prozentzahlen leicht zu verwechseln sind, wenn man die Wahlbeteiligung außen vor lässt und keine überbordende Legitimation für allzu rücksichtslose Amtsführung darstellt.

Wichtiges Signal für Wirtschaft und Tourismus

Die wenigen Wähler, welche die Wahl zur Meinungsäußerung nutzten, nahmen zumindest keine politische Kurskorrektur vor. Klar doch, es läuft ja auch alles so ganz wunderbar in Kitzingen. Wozu sollte man überhaupt nur einen Gedanken daran verschwenden, dass man irgendetwas korrigieren sollte?

Einfaches Beispiel: Fast alle Hotels in Kitzingen entsprechen einem qualitativen Standard, der die Unternehmen in Kitzingen dazu zwingt, eigene Hotels oder Pensionen einzurichten oder die Unterbringung von Geschäftspartnern in Nachbarorten umzusetzen. Und das nicht, weil wir gerne goldene Armaturen in unseren Hotels hätten, sondern weil in den meisten Innenräumen seit gefühlten Jahrzehnten keine größere Erneuerung mehr stattgefunden hat. Ein Zimmer mit braunen oder grünen Fließen in der Dusche, Röhrenfernseher und Drehschaltern fürs Licht kann man geschätzten Geschäftspartnern nicht antun. Doch da es seitens der Stadt bislang keine Aufbruchsignale gab, lassen sich weder Hotelbesitzer davon überzeugen, ihre alten Zimmer auf einen modernen Stand zu bringen noch Investoren für andere Dinge auftreiben. Ob da nun die Stadtverwaltung – wie im Wahlkampf von einigen Parteien angeführt – Investoren-unfreundlich ist oder nicht, macht da nicht mehr viel aus.

Wie auch immer, der Wähler hat mit seinem Votum den Stillstand für die nächsten Jahre gewählt: Da es beim Stadtrat ja inzwischen feststeht und auch beim OB-Amt die Chance besteht, dass sich beinahe nichts gegenüber vorher verändert, kann man das Votum der abgegebenen Stimmen wohl als klares „wurschtelt irgendwie weiter so…“ deuten. Das Aufbruchsignal, das durch die vielen, zum Teil auch sehr jungen Kandidaten für den Stadtrat möglich gewesen wäre, wurde nicht gesetzt. Lieber sollen es die Politik-Greise noch ein mal sechs Jahre versuchen. Die haben immerhin schon Erfahrung darin, sich gegenseitig politisch zu zerfleischen und alte Fehden immer wieder neu aufzukochen.

Fazit

Wenn man die Wahlbeteiligung und das ausgebliebene Aufbruchsignal zusammen nimmt, kann man nur eins folgern: Dem Kitzinger ist die Lokalpolitik mittlerweile vollkommen egal. Und das ist auch verständlich, bei dem Erbe, welches der letzte Stadtrat sich selbst als neuer Stadtrat gemacht hat: Er hat viele Konzepte erstellt, viel gestritten und wenig außer einem hohen geplanten Schuldenstand am Ende der mittelfristigen Finanzplanung hinbekommen. Toll, dass der Wähler diese Leistung anerkennt und die alten Stadträte zum „Auslöffeln der Suppe“ gleich wiederwählt. Es ist dem Wähler ja egal, was die Lokalpolitik tut – insofern war die Wiederwahl der „Alten Köpfe“ zumindest in gewisser Weise konsequent. Und für die alten bzw. neuen Köpfe ist dies die Möglichkeit, den Stadtrat zu konsolidieren, die Kitzinger Lokalpolitik neu aufzubauen und beim nächsten mal wieder mehr Bürger für die Lokalwahlen zu begeistern. Zumindest die Hoffnung darauf kann man noch hegen.