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Selfpublishing im Buchsektor – Buch selbstgemacht

Zweiter Teil unserer Reihe zum  Selfpublishing

Willkommen zu unserer Reihe zum Thema Selfpublishing im Buchsektor. Im Laufe der nächsten Wochen werde ich hier nach und nach allerlei Informationen rund um das Thema Selfpublishing anbieten und hoffentlich mit dem einen oder anderen Gerücht aufräumen können.

In unserer zweiten Woche beschäftigen wir uns mit grundlegenden Fallstricken, die sich einem Indie-Autoren stellen.

Dein Text ist nur der dritte Eindruck

Es ist als Autor schwer einzusehen, und die Realisierung mundet mir auch immer noch nicht, aber das eigene Buch ist immer nur der dritte Eindruck. Bevor ein Leser überhaupt bis zum eigentlichen Buch vordringt, gibt es zwei Dinge, die ihn ansprechen müssen: Das Cover und der Klappentext.

Wenn das Cover schlecht ist, dann ist die Sache bereits gelaufen. Niemand kauft ein Buch von einem unbekannten Autor, das ihn nicht zuerst einmal visuell anspricht und dazu bringt, kurz innezuhalten.

Als kleines Beispiel kann ich hier meinen ersten Roman anführen Schattengalaxis I – Die letzten Tage.

Das Buch kam im Februar letzten Jahres in den Handel und wurde, über Monate hinweg, von so gut wie niemandem gekauft. Ich habe überlegt, was schief gelaufen sein könnte. Der Preis zu hoch? Aber mit 2,49€ fühlte ich mich bei 190 Normseiten eigentlich ziemlich fair. Der Klappentext vielleicht nicht ansprechend?

Dass es das Cover sein könnte, kam mir erst sehr viel später. Immerhin war es für mich ein gewisser Aufwand gewesen, es zu erstellen. Ohne jede Erfahrung mit Grafikbearbeitungsprogrammen sind selbst die simpelsten Dinge alles andere als einfach. Im Cover steckten mehrere Tage Arbeit, es musste also ansprechend sein.

Kurz und knapp: Das war es nicht.

Im Juni nahm ich das Buch also offline und machte mich daran, mithilfe von allerlei Tutorials, ein neues Cover zu schaffen. Im Juli brachte ich das Buch dann wieder auf den Markt, zu einem reduzierten Preis, mit einem neuen Cover und zusammen mit dem zweiten Band.

Zum Vergleich hier beide Cover, um sich selbst ein Bild zu machen:

Schattengalaxis I - Die letzten Tage - Vergleich

Ein Profi würde hier immer noch einiges Mehr rausholen können, aber der Unterschied wird deutlich – und die Verkaufszahlen ebenfalls. Mittlerweile habe ich übrigens genug verdient, um mir einen professionellen Coverzeichner für mein drittes Buch leisten zu können. Wenn man mit genug Eigenkapital startet, kann man das natürlich auch von Beginn an machen, ich würde es sogar empfehlen.

Mit einem Coverzeichner muss man aber dringend darauf achten, dass der wirklich ein eigenes Bild zeichnet oder verwendet, um am Ende nicht wegen Urheberrechtsverstößen gegenüber Dritten belangt zu werden. Es ist als zu empfehlen, nicht jeden zu nehmen, der im Internet irgendwo seine „Dienste“ anbietet. Empfehlen kann ich hier zum Beispiel Gedankengrün, vor allem für Fantasycover. Das Cover für den dritten Schattengalaxis-Band stammt von Kasim Lewis. Schaut euch einfach etwas um und nehmt nicht gleich den ersten, den ihr findet, nur um es hinter euch zu bringen. Die Suche nach einem guten und verlässlichen Zeichner sollte einem immer die Zeit wert sein.

Schattengalaxis-III---Das-letzte-Gefecht-(Taschenbuch)

Wenn die Hürde dann genommen ist, muss noch der Klappentext geschrieben werden. Etwas, womit ich mich noch immer schwer tue, was aber getan werden muss. Denn nach dem Cover schaut jeder Mensch als nächstes, ob die Geschichte ihm gefallen könnte. Und der einfachste Weg, das festzustellen, ist der Klappentext.

Zwar bieten Onlinehändler auch eine, nicht zu vernachlässigende, Vorschaufunktion von zumeist 10% des Buches, aber die wird nur geöffnet, wenn Cover und Klappentext das Interesse wecken können.

Rechtschreibung, Rechtschreibung, Rechtschreibung

Dass man das noch sagen muss, ist traurig, aber die Problematik betrifft immerhin nicht nur Selfpublisher, auch wenn der problematische Anteil hier sicher höher ist: Eine ordentliche Fehlerkorrektur ist Pflicht!

Fehler schleichen sich beim Schreiben eines Buches ein, das ist ganz normal. Teilweise sogar Fehler, für die man sich selbst am liebsten in einem tiefen Loch vergraben möchte (vielleicht geht Letzteres auch nur mir so), aber das ist ganz normal. Wichtig ist, dass man das Buch nicht auf den Markt bringt und Leser dafür Geld bezahlen lässt, wenn man die Fehler nicht, zumindest größtenteils, ausgemerzt hat.

Man selbst ist übrigens keine ausreichende letzte Instanz bei der Fehlerkorrektur, zu leicht werden eigene Fehler übersehen, weil man ja ganz genau weiß, was an einer Stelle stehen soll und dadurch zu Betriebsblindheit neigt.

Sucht euch jemanden unter euren Freunden oder Verwandten, der das Buch für euch korrigiert. Gerade am Anfang dürfte ein professionelles Lektorat auch viel zu teuer sein.

Aber Fehlerfreiheit ist auch gar nicht das Ziel. Selbst Verlagsbücher strotzen teilweise nur so vor Fehlern – und wer in den letzten Jahren mal die SZ aufgeschlagen hat, der wollte den Autoren sicher links und rechts den Duden um die Ohren hauen. Dennoch werden Indie-Autoren ihre Fehler gerne besonders vorgehalten, weil einige Leute so tun, als wären alle anderen Werke fehlerfrei – man sollte also nicht zu viel „Angriffsfläche“ bieten.

Fangt keinen Streit mit Lesern an

Einige Rezensionen werden sicher vernichtend sein, oft auch ohne dass derjenige das Buch überhaupt gelesen hat oder sich über Dinge aufregt, an denen er selbst Schuld ist.

Nehmen wir eine „Rezension“ von Die letzten Tage als Beispiel:

„Habe es leider erst im Vorwort gelesen, dass es nur die ersten 9 Kapitel sind. Der kleine Hinweis in der Beschreibung entging mir. Ich verstehe ja, das der Autor Geld verdienen will, aber sowas nicht mit mir. habe es gleich wieder gelöscht. […]“

Hier das Cover, das die Ausgabe zu diesem Zeitpunkt trug:

Schattengalaxis I - Die letzten Tage Kapitel 1-9

Mittlerweile habe ich den Inhalt um ein Kapitel gekürzt und bin mit dem Cover noch eine ganze Ecke deutlicher geworden, damit es auch der letzte „Rezensent“ sieht:

Man kann halt nicht deutlich genug sein. Auch hier rechne ich wieder mit sinnlosen Beschwerden, die meine Durchschnittsbewertung senken werden.

Auch immer wieder schön: „Rezensionen“ in denen sich der Leser über die Rechtschreibung auslassen will, weil er sonst nichts findet, um das Buch schlecht zu machen, dann aber selbst so viele Fehler in die „Rezension“ einbaut, dass einem die Augen bluten. Oder Rezensionen in denen einem ein professioneller Lektor empfohlen wird, dabei natürlich immer so formuliert, dass der „Rezensent“ selbst den perfekten professionellen Lektor abgeben würde.

Schattengalaxis I - Die- letzten Tage (XXL Leseprobe)

Vielleicht finden sie ja wirklich irgendwann mal einen Dummen, der sie dann auch einstellt…

Damit muss man leben. Solche Dinge schluckt man am besten runter, ignoriert sie und macht weiter. Auch andere Leser merken schnell, wie sinnlos solche „Rezensionen“ sind und ignorieren sie oder strafen sie mit negativen Bewertungen ab.

Wenn man sich als Autor aber dieses Niveau herabbegibt und einen Streit vom Zaun bricht, dann macht das keinen guten Eindruck. Ganz im Gegenteil, man wirkt als könne man mit Kritik nicht umgehen der wäre arrogant und andere Leser, die die negative „Rezension“ vielleicht ignoriert hätten, lassen sich dann davon abschrecken. Von wahren Shitstorms die daraus entbrennen können ganz zu schweigen.

Wenn jemand das eigene Buch kritisiert, weil es nicht seinen Geschmack getroffen hat und ihm wirklich nicht gefallen hat, dann gilt das übrigens doppelt. Geschmäcker sind verschieden und Leser haben das Recht, ein Buch nicht zu mögen oder sogar schlecht zu finden. Lasst ihnen dieses Recht.

Nächste Woche

Nächste Woche befassen wir uns dann mit den verschiedenen Möglichkeiten, die man hat, um E-Books zu vertreiben.

Über den Autor

Daniel Isberner hat drei Romane erfolgreich als Indie-Autor verlegt und schreibt zusätzlich für einen amerikanischen Rollenspielverlag. Sein neuester Roman Schattengalaxis III – Das letzte Gefecht ist am 12. Dezember in den Handel gekommen und als E-Book und Taschenbuch erhältlich.