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Wiesentheid – Prosperierende Gemeinde mit gebremstem Charme

Knaier kontra Rößner – Kandidaten-Duell in der Steigerwaldhalle

Die Steigerwaldhalle füllte sich schon eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung. Über 500 Wiesentheider wollten sich den Schlagabtausch zwischen dem amtierenden Bürgermeister Dr. Werner Knaier (48) und seinem Herausforderer Harald Rößner (46) nicht entgehen lassen. Im Vorfeld haben einige Prospekte für Verwirrung gesorgt. Die Freien Wähler griffen die CSU an, die CSU schoss zurück, woraufhin die Freien Wähler den Schlagabtausch plötzlich als Kasperletheater bezeichneten. Die Erwartungen waren also hoch, die Podiumsdiskussion sollte Klärung in wichtigen Fragen schaffen.

Die komplette Aufzeichnung der Podiumsdiskussion können Sie morgen auf Kitzingen.de anschauen.

KnaierSchreinerRößner
Knaier Schreiner Rößner

Claus Schreiner, der Moderator des politischen „Duells“, sprach acht Themenkreise an, zu denen die Kandidaten Stellung beziehen sollten. Die Kontrahenten waren auch gut vorbereitet und legten ihre Standpunkte dar. Knaier hatte als Amtsinhaber die einfachere Rolle zu spielen, konnte er doch auf die Erfolge der vergangenen Jahre verweisen. Rößner hielt tapfer dagegen und forderte von Knaier eine stärkere Konzentration auf zukünftige Projekte. Rößner konnte hin und wieder eine andere Schwerpunktsetzung anmahnen, seine Vorschläge brachten aber nichts grundlegend Neues.

Bürger bei der Fragerunde
Natürlich durften die Bürger auch Fragen stellen

 

Es wurde deutlich, dass Wiesentheid eine funktionierende, gut verwaltete Gemeinde ist. Es ging um die Ausweisung neuer Industriegebiete und Bauplätze, um eine funktionierende Infrastruktur, um eine solide Finanzpolitik und um Angebote für Kinder, Jugendliche und Senioren. Die Investitionspolitik kam ebenso zu Wort wie die städtebauliche Entwicklung und das breite Spektrum der Vereine.

Harald Rößner
Harald Rößner behauptet sich gut.

Der einzige Punkt, der eine spannende Auseinandersetzung erwarten ließ, war die geplante Ortsumgehung. Soll es einen Ring um den Ort geben oder genügt die Südspange? Rößner vollzog einen Schulterschluss mit Bündnis 90/Grüne und unterstützte die Straßenführung von der B286 bis nach Feuerbach. Knaier bezog sich auf ein Gutachten, das auch eine Ringführung um das Wohngebiet Weihersbrunnen einschließt. Ob eine geänderte Verkehrsführung den Ortskern auch wirklich entlastet, lässt sich wohl nicht zuverlässig vorhersagen. Beide Kandidaten erklärten jedenfalls, dass sie die Bürger einbeziehen wollten, wobei Knaier deutlich machte, dass die Entscheidung letztendlich bei der Marktgemeinde läge.

Dr. Werner Knaier
Dr. Werner Knaier auf der Bühne

In der Aussprache sollten auch Fragen von Bürgern geklärt werden, es meldeten sich aber hauptsächlich Gemeinderäte zu Wort. Allerdings gaben die Ratsmitglieder Schug, Möhringer, Hünnerkopf, Rückel und Holzmann, die ihren Kandidaten hilfreich zur Seite stehen wollten, keine gute Figur ab. Unterstützung in Form von Ko-Referaten oder Zahlenspielereien hatten die Kandidaten auch nicht nötig.

 

Möhringer beim Zahlenspie
Möhringer beim Zahlenspiel

Insgesamt verlief die Diskussion sehr diszipliniert. Gut – was soll man auch erwarten, wenn ein Verwaltungsjurist und ein Finanzbeamter in den Ring steigen? Wer sich von der Podiumsdiskussion eine Entscheidungshilfe für die Wahl erwartet hat, wurde wahrscheinlich enttäuscht. Die inhaltlichen Unterschiede der Kandidaten waren zu gering.

 

Dr. Otto Hünnerkopf
Dr. Otto Hünnerkopf

Die Gemeinde wird in den nächsten sechs Jahren sicherlich solide verwaltet. Allerdings fehlen beiden Kandidaten Visionen für eine kreative Weiterentwicklung des Ortes. So sind zum Beispiel die unsäglichen Märkte in Wiesentheid, der Frühlings-, der Herbst- und der Weihnachtsmarkt kein Aushängeschild für die Marktgemeinde. Was wird gegen die vielen Baulücken im Ortsbild unternommen? Warum wurde kein einziges Mal das Wort Kultur in den Mund genommen? Abgesehen von den Kellerkonzerten gibt es kaum kulturelle Veranstaltungen wie ein Kneipenfestival oder ein Straßenfest. Wiesentheid ist eine prosperierende Gemeinde mit gebremstem Charme – und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

 

Gewinner des Abends war aber auf jeden Fall die Nikolaus-Fey-Schule. Der Erlös der Bewirtung soll die Errichtung eines Schülercafés an der Schule ermöglichen und so zeigte sich die Klasse 7a mit ihrem Lehrer Gunter Hingkeldey von ihrer besten Seite, um bald auch ihre Mitschülerinnen und Mitschüler bewirten zu können.

Schülercafe
Die Schüler der Nikolaus-Frey Mittelschule