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Bürgerbus – neues Konzept für Wiesentheid ?

Ein Jahr Bürgerbus in Wiesentheid – Grüne laden ein zum Gespräch

Seit Oktober 2013 gibt es den Bürgerbus in Wiesentheid. Zeit also, ein erstes Resümee zu ziehen. Dazu hatten die Grünen des Ortsverbandes ins evangelische Gemeindehaus eingeladen.
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie mehrere Mitglieder des Gemeinderats waren der Einladung gefolgt. Auch Bürgermeister Dr. Werner Knaier war anwesend. Als Gemeindeoberhaupt ist ihm natürlich daran gelegen, den Bürgerbus für die Bevölkerung so attraktiv wie möglich zu gestalten.

Genau in diese Kerbe schlug auch der Sprecher des Orts-Grünen, Frank Hufnagel, der bei seiner Begrüßung feststellte, dass die Grünen nicht ein eigenes Konzept vorlegen, sondern parteiübergreifend ein maßgeschneidertes Konzept für Wiesentheid finden wollen.

Zunächst umriss Harald Godron von den Grünen die Lage in Wiesentheid. Ins Leben gerufen wurde der Bürgerbus auf Vorschlag von Gemeinderat Heinrich Wörner, der sich vom Bürgerbus Volkach inspirieren ließ. Nachdem klar war, das sich der Landkreis mit Mitteln aus dem ÖPNV (Öffentlicher Personen-Nah-Verkehr) an dem Bus-Konzept beteiligen wird, ging dieser im Oktober 2013 an den Start. Bus sowie Fahrer stellt ein Busunternehmen aus der näheren Umgebung.
Da die Zuschuss-Mittel aus dem ÖPNV stammen, darf der Bürgerbus den Ortsteil Feuerbach nicht anfahren, da er nicht in Konkurrenz zum Landkreis-ÖPNV stehen darf.

 

Harald Godron, B90/Grüne Foto: A Drexelius
Harald Godron, B90/Grüne
Foto: A Drexelius

Danach stellte Bürgermeister Knaier die Seite der Gemeinde dar. Der Bus kostet 68 Euro pro Einsatztag. Davon übernimmt der Landkreis 12 Euro, den Rest zahlt die Gemeinde. Insgesamt wird der Bürgerbus schlecht von der Bevölkerung angenommen, was möglicherweise an den starren Fahrzeiten liegt. Daher wurde der Fahrplan im Juli diese Jahres umgestellt. Außerdem wurden bereits Fragebögen in der Gemeinde verteilt, um den exakten Bedarf zu ermitteln. Leider wurden die Fragebögen aber nur in Seniorenkreisen verteilt.

Die Orts-Grünen hatten nun drei Referenten eingeladen. Alle drei stehen für erfolgreiche Bürgerbus-Konzepte in anderen Gemeinden. Da war zum einen Hr. Deppisch vom Bürgerbus Dettelbach. Er berichtete, dass der Bürgerbus in Dettelbach durch Sponsorengelder der ortsansässigen Gewerbetreibenden gekauft wurde. Es sei insgesamt genügend Geld für die Anschaffung von zwei Bussen gesammelt worden. Nach schleppendem Anfang greift nach einem Jahr der Ortsverein der SPD ein und erstellt ein Konzept. Mittlerweile gibt es neun freiwillige Fahrer. Die Stadt hat dazu eine Ehrenamtsbörse ins Leben gerufen über die sie alle Kosten trägt. Auch brauchen die Fahrer dadurch keinen Personenbeförderungsschein. Ein Fahrpreis wird im Bürgerbus nicht verlangt, die Leute dürfen aber spenden. Meist reichen die Spenden, um die Tankkosten zu decken. Da auch hier der Bürgerbus nicht in Konkurrenz zum ÖPNV stehen darf, fährt er nur im Innenstadt-Bereich und nach Mainsondheim. Am 23.10 fand eine erste Testfahrt durch die Dettelbacher Ortsteile statt. Hier wollte man prüfen, wir sich ein Bustransfer für ganz Dettelbach bewerkstelligen lässt. Kein einfaches Unterfangen bei neun Ortsteilen.

Nächster Referent war Herr Kämmerer. Er ist sei 2011 Fahrer des Bürgerbusses in Dingolshausen. Hier musste kein Bus angeschafft werden, man benutzt den Mannschaftsbus der Feuerwehr, der bei Einsätzen nicht gebraucht wird.
Der Start in Dingolshausen war ebenfalls verhalten. Inzwischen ist die Resonanz sehr gut, was auch daran liegt, dass der Fahrer per Handy erreichbar ist und nach Bedarf fährt. Das Fahrzeug wird von der Feuerwehr gewartet und der Fahrer sowie die Ersatzfahrerin fahren ehrenamtlich. Somit fallen keine Kosten an. In den vergangenen drei Jahren gab es lediglich zwei Leerfahrten. Den Erfolg erklärt Herr Kämmerer auch damit, das der Bürgerbus sehr individuell fährt und das ganze Konzept auf persönlichem Kontakt beruht.

Dritter Referent des Abend war Herr Schwarz aus Seinsheim, seines Zeichen zweiter Bürgermeister der Gemeinde. Er berichtet, das der Bürgerbus sowohl die fünf Seinsheimer Ortsteile als auch die vier Martinsheimer Ortsteile ansteuert. Ziel der Fahrten ist Marktbreit oder auf Wunsch auch das Krankenhaus Ochsenfurt. Die Gemeinde Bullenheim im Nachbarlandkreis Neustadt/Aisch wird bei Bedarf auch angefahren. Die Fahrten kosten einen Euro, die Linie verkehrt drei Mal pro Woche. Mittlerweile gibt es 20 Fahrerinnen und Fahren, die alle unentgeltlich arbeiten. Bei zwölf Fahren im Monat werden durchschnittlich 80 Personen transportiert.

Danach gab es eine zirka 20 minütige Pause, bei der sich die Beteiligten wie auch die Gäste bei selbstgemachten Snacks und Getränken stärken konnten.

BM Dr. Knaier und OV-Sprecher Hufnagel Foto: A. Drexelius
BM Dr. Knaier und OV-Sprecher Hufnagel
Foto: A. Drexelius

Bei der sich anschließenden, von Harald Godron moderierten Diskussion ging es zunächst um das Thema Werbung. Wie kann man einen Bürgerbus in der Gemeinde bekannt machen ? Denn immer noch gibt es zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die den Wiesentheider Bürgerbus gar nicht kennen. In Seinsheim hat man Flyer verteilt, im Amtsblatt inseriert und ist gezielt auf die Vereine zugegangen. Außerdem hat der Pfarrer bei seinen Hausbesuchen immer wieder für den Bus geworben. In Dingolshausen wurde nur per Mundpropaganda geworben, in Dettelbach im Amtsblatt, per Presse und auf der stadteigenen Homepage.

Im weiteren Verlauf der Diskussion kam Kritik daran auf, dass der Bus in Wiesentheid hauptsächlich als Senioren-Bus konzipiert ist. Viele würden den Bus aber auch gerne für Kinder nutzen, beispielsweise wenn es zum Fußball-Training oder zur Musikschule geht. Auch Fahrten ins Abtswinder Schwimmbad sollten im Sommer ermöglicht werden.

In seiner abschließenden Zusammenfassung des Abends stellte Frank Hufnagel fest, dass es dringend nötig sei, sich parteiübergreifend auf ein Konzept zu einigen. Nach diesem Informationsabend sei man nun in der Lage, aus den vorgestellten Konzepten ein passgenaues für Wiesentheid zu konzipieren. Er lud die Mitglieder des Gemeinderats zum konstruktiven Gespräch ein.

Bleibt zu hoffen, dass sich alle am Bürgerbus Beteiligten auf eine gemeinsame Linie einigen können, damit dieses sinnvolle Serviceangebot der Gemeinde erhalten bleibt.