Des Menschen Segen….von Paul Hartmann
Des Menschen Segen…
Heut kommt zu Friedrich Kruch
Tante Olga auf Besuch.
Doch stimmt ihn das verdrießlich,
weil er sie ja schließlich
nicht eingeladen hat.
Die Tante aus der Stadt.
—
Dann geht das wieder los, das Nörgeln:
„Hör auf in deiner Nas zu werkeln.
Du bohrst dir sonst noch in das Hirn.
Runzle so grantig nicht die Stirn.
Hast du dir deine Ohrn gewaschen.
Hör sofort auf, Honig zu naschen.
Es sind zu lang die Fingernägel
Und voller Dreck, pfui welch ein Ekel.
Die Haar sind fettig und gespalten.
Die Hos ist voller Knitterfalten
Das Hemd riecht schweißig und nach Schmutz.
Du bist und bleibst stets ein Nichtsnutz.“
—
Und zu den Meinungsdifferenzen
Muss er ihr noch Kaffee kredenzen.
Natürlich will sie dazu essen,
er darf den Kuchen nicht vergessen,
den sie verlangt ganz ofenfrisch
fein duftend vor sich auf dem Tisch.
—
Und schließlich ist es dann so weit,
die Tante kommt hereingeschneit.
Es kommt so wie er sichs gedacht,
die Tante eist ganz aufgebracht.
Sie schimpft lautstark gegen den Armen,
der vor ihr steht, ganz zum Erbarmen.
Kann nur gebückt zu Boden sehn,
lässt alles über sich ergehn.
Und als die Tante endlich schweigt
Er zitternd zudem Tische zeigt.
„Magst, liebe Tante du dich stärken,
mit Kaffee und mit Kuchenbergen,
die ich gefüllt mit feinen Nüssen
und überdeckt mit Zuckergüssen?“
—
Da lässt sie unter argem Zieren
Von Fritz sich zu dem Tische führen.
Der will ihr gleich Kaffee kredenzen,
da spürt im Bauch er Turbulenzen.
Der Bohneneintopf war so gut,
doch jetzt er seine Wirkung tut.
Es zwickt und zwackt, es sticht und drückt,
der Friedrich denkt: ich wird verrückt.
Der Bauch, er bläht sich ganz verdächtig,
der Druck wird langsam übermächtig.
Lang kann den Wind er nicht mehr halten.
Die Tante wirft die Stirn in Falten
Der Pforz entweicht, es dröhnt und knattert,
das gar die Unterhose flattert.
Die Tante springt auf, ganz entsetzt.
Die Etikette ist verletzt!
Sie schreit: “Du ungezogner Frieder,
bei dir siehst du mich niemals wieder!“
Und rauscht hinaus, ganz arg empört,
was Friedrich aber gar nicht stört.
Der Friedrich, er weiß jetzt bescheid,
er ist nicht nur vom Druck befreit.
Auch Tante weilt jetzt andernorts.
Des Menschen Segen ist der Pforz!