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Eigentlich kann jedermann ein Buch veröffentlichen – Oder?

Willkommen zu unserer Reihe zum Thema Selfpublishing im Buchsektor. Im Laufe der nächsten Wochen werden wir nach und nach allerlei Informationen rund um das Thema Selfpublishing anbieten und hoffentlich mit dem einen oder anderen Gerücht aufräumen können.

Warum Selfpublishing?

Indie – Autoren sind alle schlecht?

Dieses Gerücht hält sich wacker und so einige Selfpublisher (Indies) müssen auf Onlineportalen mit zum Teil harscher Kritik fertig werden, obwohl die Kritiker ihre Werke oftmals nie gelesen haben. Das endet dann zum Teil in sinnlosen Sätzen wie „Aus Prinzip nur einen Stern“, die ich als Autor tatsächlich auch schon in „Rezensionen“ (eigentlich scheue ich mich, derartiges überhaupt als Rezension zu betrachten) zu meinen Büchern finden konnte.

Aber sind Indie Autoren wirklich alle schlecht? Wenn sie gut wären, dann wären sie schließlich bei einem Verlag untergekommen.

Diese Annahme ist auf mehreren Ebenen vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Sieht man zum Beispiel in die Musikszene, dann treffen die Indies dort auf deutlich weniger Widerstand – sind sogar anerkannt und zum Teil sehr angesehen. Warum sollten sich solche Perlen also nicht auch im Buchbereich wiederfinden?

Hier herrscht vor allem das Problem, dass der Selfpublishingbereich in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt. Während er in den USA, beispielsweise, schon beinahe als etabliert gelten kann und große Teile des Buchumsatzes dort auf Indie-Werke fallen, sieht das in Deutschland noch anders aus. Nicht nur hat der Selfpublishing-Bereich hier von Beginn an langsamer entwickelt, die digitale Revolution kam auch später. E-Books haben bei uns noch nicht den Marktanteil, den sie in den USA genießen. Eine Entwicklung, die die Verlage mit aller Macht zu verhindern versuchen, da sie um ihre Gewinne fürchten.

Während selbst die E-Books aus Verlagen auf der anderen Seite des Atlantiks oft deutlich preiswerter sind als ihre gedruckten Gegenstücke, sind die Preisunterschiede bei uns oft nur gering und es nicht wert, dafür kein Papier zwischen den Fingern zu halten. Zum Teil zahlt man für ein E-Book über 10€, was schlicht und ergreifend unverschämt ist – vor allem wenn das Taschenbuch dann nur 3€ teurer ist. Rechnet man dann noch den Preis für die E-Book-Reader dazu, dann muss man schon einige Bücher kaufen, bis man das Geld wieder drin hat. Es lohnt sich, von der finanziellen Seite betrachtet, einfach nicht. Darunter leiden die Indies, die mehrheitlich nur im elektronischen Format veröffentlichen.

Aber zurück zur Qualität. Warum veröffentlichen viele Autoren ihre Werke nicht bei den Verlagen?

Das hat mehrere Ursachen:

Da wäre die Tatsache, dass die Verlage mit Manuskripten überflutet werden. Sie können, beim besten Willen, nicht alle eingesandten Manuskripte lesen, hier fällt also bereits vieles unter den Tisch.

Es kann also erfahrungsgemäß vorkommen, dass man Antwortschreiben kriegt, in denen steht, dass man sich entschuldigen müsse, aber keine Zeit habe, sich mit dem Manuskript zu befassen.

Dann kommt noch dazu, dass die Tatsache, von einem Verlag abgelehnt zu werden nicht unbedingt heißt, dass ein Buch schlecht ist. J.K. Rowlings Harry Potter Reihe wurde von 8 Verlagen abgelehnt, bevor es dann doch veröffentlicht wurde. Mit einem bemitleidenswerten Vorschuss von gerade mal 2.500£. Auch bei der Veröffentlichung hatte der Verlag also wenig Zuversicht, dass sich die Bücher verkaufen würden. Heute ist die Reihe Milliarden wert.

Was für Gründe sprechen gegen einen Verlag?

Während einige Indie-Autoren sich gezwungen sehen, es als eben solche zu versuchen, weil die Verlage sie zurückgewiesen haben, versuchen andere gar nicht erst, ihr Werk zu verkaufen. Hier fällt die Qualitätsbewertung durch einen Verlag also sogar noch weg.

Aber warum tun sie das?

Die Gründe sind hier oft ähnlich, wie im Musikbereich: Man will die Kontrolle über sein Werk nicht verlieren. Gerade Anfänger bekommen oftmals Verträge vorgelegt, die ihnen die Rechte an ihrem Werk nehmen. Die Verlage können eine Reihe dann beispielsweise ohne den eigentlichen Autor fortsetzen, könnten die Filmrechte teuer verkaufen (wenn man denn annimmt, dass das Werk erfolgreich genug ist), ohne dass der Autor davon sonderlich viel zu sehen bekommt oder könnten die Reihe einstellen, obwohl der Autor seine Geschichte noch gar nicht zu Ende erzählt hat.

Aber selbst, wenn all das nicht eintritt, dann kann es immer noch passieren, dass der zugeteilte Lektor Veränderungen am Buch sehen möchte, mit denen der Autor schlicht und ergreifend nicht einverstanden ist. Bei einer befreundeten Autorin hat der Verlag zum Beispiel auf die Änderung der Namen des Hauptcharakters bestanden, was für sie schlicht und ergreifend nicht in Frage kam. Während ein solches Verlangen für einen Außenstehenden vielleicht gering erscheinen mag, kann das für einen Autor doch ein schwerer Brocken sein, denn oftmals ist der Name eines Charakters, für den Autor, tief mit diesem verbunden.

Schlechte Bücher gibt es auch bei den Verlagen

All das heißt natürlich nicht, dass es unter den Indies keine schlechten Autoren gibt. Viele Manuskripte werden vollkommen zu Recht von den Verlagen abgelehnt. Und auch unter den Autoren, die es gar nicht erst bei einem Verlag versuchen gibt es einige, die schlicht und ergreifend nicht schreiben können.

Aber das trifft auf Verlagswerke genauso zu. Nur, weil ein Verlag ein Buch annimmt, ist es nicht automatisch gut. Auch bei Verlagen gibt es einige unglaublich schlechte Bücher, bei denen die Geschichte voller Logiklöcher ist, beim Lektorat reihenweise Fehler übersehen wurden oder die einfach aus hunderten anderen Gründen schlecht sind.

Nieten gibt es auf beiden Seiten und man sollte sich von einem einzigen schlechten Indie-Autor, den man vielleicht mal gelesen hat, nicht abbringen lassen. Von ein paar schlechten Verlagswerken lässt sich schließlich auch niemand davon abhalten, danach gleich wieder ein Buch von einem Verlag zu kaufen.

Nächste Woche

Nächste Woche befassen wir uns dann mit einigen grundlegenden Fallstricken, die einem als Indie-Autor im Weg liegen.

Über den Autor

Daniel Isberner hat drei Romane erfolgreich als Indie-Autor verlegt und schreibt zusätzlich für einen amerikanischen Rollenspielverlag. Sein neuester Roman Schattengalaxis III – Das letzte Gefecht ist am 12. Dezember in den Handel gekommen und als E-Book und Taschenbuch erhältlich.