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In eigener Sache: Anschuldigungen der Stadt Kitzingen

In der letzten Sitzung am Donnerstag sprach Herr Graumann Hartner von der Stadt Kitzingen uns direkt an. Die Frage war, ob wir Aufzeichnungsgeräte in der Stadtratssitzung verwenden.

Lieber Herr Graumann Hartner, die Frage lässt uns nicht los – auf die ungeheure Vermutung, wir würden uns bei unseren Recherchen zur Berichterstattung aus dem Stadtrat unerlaubten Mitteln bedienen, bedarf es eigentlich unsererseits mal einer Stellungnahme:

Ja, wir haben sehr detailliert aus dem Stadtrat berichtet. Und dass Sie die Vermutung haben, wir würden heimlich alles mitschneiden, werten wir zuallererst als „amtliches“ Qualitätssiegel für den Wahrheitsgehalt und die Detailtreue unserer Berichterstattung. Sicherlich werden Sie unsere Berichterstattung mit der zu Protokollzwecken angefertigten Aufzeichnung der Stadtratssitzung abgeglichen haben, bevor Sie eine solche Anschuldigung als Frage formuliert äußerten.

Nun zu Ihrer Frage: Ja, wir haben Aufzeichnungsgeräte im Stadtrat eingeschaltet. Unsere Reporter besitzen Auris. Das Auris gehört doppelt zu jeder Reporterausrüstung und ist ein mittelmäßig sensibler Akustiksensor, der den Frequenzbereich zwischen 10 Hz und 15 kHz abdeckt. Durch die doppelte Ausstattung mit dem Auris ist einerseits Redundanz gewährleistet und der Reporter kann die Herkunft der Worte auch räumlich zuordnen ohne aufzublicken. Die so erhobenen Akustikdaten werden sofort an den angeschlossenen Supercomputer des Baustandards „Cerebrum“ übermittelt. Das Cerebrum entscheidet und steuert dann die Aufzeichnung, zum Beispiel ersetzt es die wörtliche Aufzeichnung bei der Überleitung von Tagesordnungspunkten oder anderen formalen Moderationsschritten durch entsprechende Symbole. Bei schnell redenden Räten substituiert das Cerebrum des Reporters die wörtliche Aufzeichnung durch die Aufzeichnung der Argumentation. Irrelevante Anmerkungen des wenig neutral moderierenden Oberbürgermeisters werden ebenso gefiltert. Das Cerebrum ist quasi der zentrale Bestandteil unseres Aufzeichnungssystems. Zusammen mit dem technischen Hilfsmittel „Kugelschreiber“ (auch mehrfach redundant vorhanden) und dem Industrieprodukt „Papier“ (ebenfalls in ausreichender Menge vorhanden) werden die gefilterten und konvertierten Akustikdaten zu einem aufgeschreibenen Verlauf der Stadtratssitzungen. Und klar ist eins: Sobald wir im Saal sitzen, ist dieses humane Aufzeichnungssystem prinzipiell aktiviert.

Dieses humane Aufzeichnungssystem hat aber noch weitere Bauteile: Der Reporter ist mit einem linken und rechten Femur sowie einem linken und rechten Crus ausgestattet. Durch das Ablegen des rechten Crus auf dem linken Femur (bei langen Sitzungen auch zeitweise andersherum möglich, um Ermüdungen zu vermeiden) können sich unsere Reporter sehr schnell sogar eine eigene Schreibunterfläche bauen. Damit kompensiert unsere Reporterausrüstung auch den Umstand, dass es bei regelmäßig vier Reportern im Saal nur Sitzplätze mit Tisch für zwei Reporter gibt (Auflistung: Mainpost, Kitzinger, Mitgliederzeitung der KIK und Mein Kitzingen)

Es ist also sehr interessant, dass Sie diese Frage nach „Aufzeichnungsgeräten“ ausgerechnet an uns richten. Sind sie es nicht gewohnt, dass Journalisten schnell schreiben können? Oder sind sie es nicht gewohnt, dass Journalisten protokollarische Fähigkeiten auf (Tastatur und) Papier mitbringen (müssen)? Oder sind sie von den konventionellen „Amtszeitungen“ (Selbstbezeichnung dieser Medien) schlicht eine lückenhafte Berichterstattung gewohnt? Hat sich jemand über unsere detaillierte Berichterstattung beschwert?

Wir haben noch eine andere Frage an Sie: Wenn Sie bei „Mein Kitzingen“ so da hinterher sind, dass wir keine technischen/elektronischen Aufzeichnungsmittel im Saal verwenden, wie konnte es dann passieren, dass ein Journalisten-Kollege in der fraglichen Sitzung einfach aufgestanden ist und den neuen Stadtheimatpfleger fotografierte? Ist das der Lohn für eine bequeme und nachlässige Berichterstattung der Redaktion dieses Kollegen, oder warum sonst wurde diese Handlung ohne weitere Anmerkung oder gar Unterbindungsversuche hingenommen?

Unsere Empfehlung und unser Appell an Sie: Sorgen Sie für gleichberechtigte Bedingungen aller Vertreter der Presse, egal von welchem Medium (Internet/Print/Kostenlos/Mitgliederzeitschriften/überregional usw…) und egal ob hauptberuflich, nebenberuflich oder ehrenamtlich. Eine einseitige Hexenjagd nach Elektronik bei demjenigen, der die detaillierteste Berichterstattung aus den Sitzungen macht, wird Ihrer Verantwortung doch wohl nicht gerecht. Sie führt wie auf der entsprechenden „Foto-Sitzung“ gesehen, nicht zu einem Geschäftsordnungs-konformen Handeln aller Kollegen der Presse.

PS: Mit dem abgelehnten Livestreaming wäre es absolut irrelevant und uninteressant, eigene Aufzeichnungen der Stadtratssitzungen anzufertigen. Aber diese Ablehnung können wir fairerweise nicht Ihnen zuschreiben.

Edit: Es war Herr Hartner (Hauptamtsleiter) und nicht Herr Graumann (Bauamtsleiter).