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„Faschingsverschwörung“ der Versicherungsagenturen gegen Mopedfahrer

Mopedfahrer, die am Montag noch kurzerhand ein Versicherungskennzeichen für ihr Moped brauchten, konnten live feststellen, dass nicht alle Versicherungsagenturen für ihre Kunden da sind. Ein unfreiwilliger Versicherungswechsel für manchen 2-Takt-Freund.

Sogar Nachts in Benutzung: Mofa-Parkplatz am Königsplatz auf einer Restfläche
Sogar Nachts in Benutzung: Mofa-Parkplatz am Königsplatz auf einer Restfläche

Mopeds machen Krach und verpesten die Luft. Trotzdem fahren viele Kitzinger in den Sommermonaten ein kleinmotoriges Zweirad. Einerseits gibt es im gesamten Innenstadtgebiet spezielle Moped-Parkplätze, andererseits spart man Steuern und Sprit, ohne selbst laufen oder strampeln zu müssen. Für jeden, der nicht gleich einen ganzen PKW für sein Ego braucht, innerhalb Kitzingen’s lebt und arbeitet und die Parkplatzsuche satt hat, sind Mopeds eine echte Mobilitätsalternative.

Am 28. Februar endet jedes Jahr die Gültigkeit der Versicherungskennzeichen. Zum 1. März muss man bereits ein neues am Fahrzeug befestigt haben. Doch so freundlich die Stadt gegenüber Zweiradfahrern eingestellt ist, so wenig schätzten die Versicherungsagenturen ihre Kunden am ersten Montag nach dem 28.2. wert. Zumindest aus Sicht der Zweiradfahrer, die sich noch kein neues Versicherungskennzeichen besorgt hatten. Ob LVM, HUK oder DAS – wer gestern Geld ausgeben wollte, stand vor verriegelten Türen.

Etliche Agenturen, die sich rein auf den Verkauf von Versicherungen spezialisiert haben, sind laut Inschriften in den Eingängen über Fasching geschlossen. Wer nun dachte, dass man zu einer der Banken und den daran angeschlossen Versicherungen gehen könnte, fand auch nichts für sein Zweirad. Man bekam stets am Schalter mitgeteilt, dass bereits alle Schilder ausverkauft seien. So zumindest erging es den Kunden beispielsweise der Sparkasse und der hvb am Königsplatz. Zweiradfahrer, die zur Commerzbank gingen, bekamen mitgeteilt, dass der Allianzmitarbeiter, der sich um Versicherungen kümmere, nur hin und wieder im Haus sei – jetzt gerade auf jeden Fall nicht.

Trotz der scheinbaren „Faschingsverschwörung“ verweist die Polizei darauf, dass ein im Straßenverkehr eingesetztes motorisiertes Fahrzeug eine Haftpflichtversicherung benötigt. Ohne eine solche Versicherung zu fahren ist nicht erlaubt. Sofern man jemand anderen schädige, sei man nicht haftpflichtversichert und müsse den Schaden der anderen Person in voller Höhe selbst tragen. Außerdem müsse man mit einer Anzeige rechnen. Da es aber nicht immer gleich so schlimm kommt, wurden einige Zweiradfahrer, die noch kein Kennzeichen hatten, ermahnt und müssen ihr neu versichertes Zweirad innerhalb einer Woche erneut bei der Polizei vorbei bringen.

Aus Sicht des mündigen Verbrauchers ist dieser Totalausfall der Kitzinger Versicherer aber durchaus positiv: Wer gestern eine Odyssee für ein neues Mofa-Kennzeichen hinter sich gebracht hat, der weiß, welchem Versicherungsbüro er als „kleiner Kunde“ auch im Versicherungsfall mehr oder weniger egal sein wird. Und aus lokalpolitischer Sicht braucht man sich nicht wundern, wenn immer mehr solcher Dienstleistungen aus der Innenstadt ins Internet wandern. Neben einfacheren Vergleichsmöglichkeiten ist das Angebot stets ausreichend vorhanden und der Service mittlerweile fast genauso gut wie in einer Versicherungsagentur. Lehrstand und Kaufkraftabwanderung? Helau!

Persönliche Anmerkung des Autors:
Um nicht alle Versicherungsbüros über einen Kamm zu scheren: Für mich endete die mehrstündige Suche nach einem neuen Kennzeichen bei der Zurich-Versicherung in der Ritterstraße und die Versicherungsagentur in der Falterstraße war wegen Krankheit geschlossen – auch das will ich explizit von meiner Kritik ausnehmen.