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Mais 1507 – Ein Giftproduzent

Am Dienstag, 11. Februar, wurde bei einem Treffen des EU-Ministerrats über die Zulassung der umstrittenen Genmais-Sorte 1507 abgestimmt. 19 europäische Staaten stimmten dagegen, nur fünf waren dafür. Deutschland enthielt sich und ebnete dadurch de facto dem Mais 1507 den Weg nach Europa.

Worum handelt es sich bei dieser Genmais-Sorte 1507 eigentlich genau?

Bei dem Genmais 1507 handelt es sich um eine transgene Maissorte. „Transgen“ bedeutet, dass ein Gen eines fremden Organismus mit gentechnischen Verfahren in das Erbgut eines zweiten Organismus, hier den Mais, eingebracht wird. Im Falle des Genmaises 1507 fand diese Vorgehensweise in zwei Bereichen Anwendung. Zum einen wurde dem Mais ein Gen eingefügt, durch das er selbst ein Insektengift produzieren kann. Laut Herstellerangaben (DuPont Pioneer) wirkt dieses Gift gegen Mais-Schädlinge, beispielsweise den Maiszünsler. Zum anderen wurde der Mais resistent (also widerstandsfähig) gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glufosinat gemacht.

Der Mais 1507 produziert also von sich aus Gifte, deren Unschädlichkeit für andere Insekten nicht bewiesen ist. Im Gegenteil wurde 2003 in der Studie von Hanley gezeigt, dass das vom Genmais 1507 hergestellte Gift für die in Europa vorkommende Große Wachsmotte zu 100 Prozent tödlich ist. Auch auf den bei uns nicht heimischen Monarchfalter hat das Gift eine geringe schädliche Wirkung. Und zweitens werden Felder, auf denen der Genmais 1507 wächst, flächendeckend mit Glufosinat, einem Unkrautvernichtungsmittel, das alle anderen Pflanzen abtötet, bespritzt. Glufosinat wird als reproduktionstoxisch (kann also die Fortpflanzung beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen) und schädlich für die Umwelt, Mensch und Tier eingestuft. Ab 2017 soll es in der EU verboten werden.

Wie wurde also beurteilt, ob dieser Mais für Mensch, Tier und Natur sicher ist?

Die Beurteilung oblag der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die zu dem Genmais 1507 in den Jahren 2005 und 2008 positive Stellungnahmen veröffentlichte, in denen sie sich für den Anbau von Genmais 1507 aussprach bzw. keine Vorbehalte anbrachte.

Auf diese Stellungnahmen bezieht sich Testbiotech e.V., das Institut für unabhängige Folgeneinschätzung in der Biotechnologie in einer eigenen Stellungnahme aus dem Jahr 2010, in dem das Institut EFSA aufs Heftigste kritisiert.

Die Kritikpunkte in Kürze:

1. EFSA hat in ihrer Risikobewertung größtenteils ein anderes Gift hergenommen und von diesem auf das Gift im Genmais 1507 Rückschlüsse gezogen, obwohl bekannt ist, dass sich beide Gifte in ihren Wirkungseigenschaften unterscheiden.

2. EFSA hat die Studie, die zeigte, wie schädlich sich das Gift im Genmais 1507 auf die Große Wachsmotte auswirkt, außer Acht gelassen.

3. EFSA spekulierte, dass sich das Gift im Pollen des Genmais 1507 nicht nachteiliger auf Insekten auswirkt als das Gift in der bereits angebauten, ebenfalls gentechnisch veränderten Maissorte MON810, obwohl die Pollen von 1507 etwa hundertmal so viel Gift enthalten wie die von MON810.

4. EFSA legte ihrer Beurteilung einen äußerst geringen Anteil von Studien zugrunde. Eine Vielzahl der Studien, die EFSA berücksichtigte, kam von den Herstellern selbst. Unabhängige und Langzeitstudien fehlen weitgehend bis ganz.

5. Eine mögliche Veränderung der Pflanzeninhaltsstoffe, herbeigeführt durch den Prozess der Genübertragung, und die eventuellen Auswirkungen dessen auf Mensch und Umwelt wurden nicht angemessen untersucht.

6. Es fehlen Studien zur Auswirkung des Insektengifts im Genmais 1507 auf die Böden.

7. EFSA hat es unterlassen, die Auswirkungen des Einsatzes von Glufosinat zu bewerten.

8. Fütterungsstudien mit Genmais 1507 an Ratten ergaben Hinweise auf potenziell negative Auswirkungen auf die Gesundheit (die Ratten zeigten abweichende Leberwerte, verkleinerte Nieren, Abnahme der roten Blutkörperchen und einen geringeren Anteil an bestimmten weißen Blutkörperchen).

Abschließender Denkanstoß

Und wenn auch manche Menschen nun meinen, dass sie dem Genmais entkommen könnten, indem sie keinen Mais mehr essen: so einfach ist das leider nicht.

Mais wird häufig dem Futter unserer Nutztiere (Hühner, Schweine, Rinder) zugesetzt. Solange es keine Kennzeichnungspflicht gibt, die besagt, dass ausgewiesen werden muss, womit die Tiere gefüttert wurden, können wir uns nicht sicher sein, was genau wir zu uns nehmen. Das gilt selbstverständlich nicht nur für Fleisch, sondern auch für alle tierischen Produkte wie Eier und Milchprodukte.

Weiterhin bleiben die Pollen, die die Giftstoffe enthalten, nicht auf dem dem Genmais zugewiesenen Feld, sondern fliegen durch die Luft und werden durch Insekten verbreitet. Das kann letztlich dazu führen, dass andere Felder kontaminiert werden, dass Insekten, die in diesem Zusammenhang nicht bekämpft werden sollen, die Pollen weitertragen, dass die Pollen möglicherweise auch in unserem Honig landen und dass wir selbst diese Pollen einatmen.