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Moderner Stadtheimatpfleger: Knobling will crossmediale Erinnerungstafeln

Der neu bestellte Stadtheimatpfleger Knobling durfte sich in der vergangenen Stadtratssitzung selbst erst mal vorstellen. Danach wischte er die geplanten Erinnerungstafeln aus Bronze vom Tisch und skizzierte ein crossmediales System. „Man lebt eben im 21.Jahrhundert“, so der Ehrenamtliche.

In der letzten Stadtratssitzung kam zum ersten Mal der Gymnasiallehrer Knobling in seiner neuen Funktion als ehrenamtlicher Stadtheimatpfleger zu Wort – dafür aber gleich in zwei Tagesordnungspunkten. Der erste Tagesordnungspunkt betraf ihn selber – frisch im Ehrenamt durfte er sich dem Stadtrat vorstellen.

In einer kurzen Ansprache dankte er für das Vertrauen, welches man in ihn gesetzt hatte. Als Gymnasiallehrer und Kunsterzieher in Kitzingen hat er sich naturgemäß schon länger mit der Kitzinger Architektur auseinander gesetzt. Er hat sich bereits auch mit mehreren Büchern hervorgetan, die sich mit Kitzinger Bauwerken befassen. Darin schreibt er über die Synagoge, über die Architektur, über die Stadtkirche oder zusammengefasst als ein Stadtführer über Kitzingen und seine kulturellen und architektonischen Schätze. Seine Aufgabe sieht er nicht als „rückwärtsgewandter“ Erinnerer, sondern „man müsse halt damit leben, was man so bekommen hat“. Trotzdem bedauert er, dass immer wieder kleinere Stückchen der Kitzinger Identität verloren gingen. Beispielsweise wie letztens beim „Gasthaus zum Löwen“ oder das historisch wertvolle Biedermeierhaus in der Schrannenstraße, welches am Verfallen sei. Am Marktcafe möchte er sich besonders engagieren, da hier die Möglichkeit bestünde, Altes mit Neuem zu verbinden. Ihm ist wichtig, dass in der Altstadt sehr qualitätsvoll gebaut werde. Dass er aber über das Stadtbild „wachen“ würde, wie er es in der Kitzinger Zeitung gelesen hätte, könne er nicht garantieren: Dafür bräuchte er mehr als nur ein Ehrenamt – um das zu gewährleisten, sei Macht nötig.

Im zweiten Tagesordnungspunkt war auch sofort seine Meinung gefragt.

In Ausschüssen hatte der Stadtrat bereits beschlossen, wichtigen Persönlichkeiten und Gebäuden Erinnerungstafeln zu spendieren. Der OB Müller stellte nun die eingeholten Angebote vor. Diese liegen im Bereich von bis zu 2500 € für Bronzetafeln, da die Modellierung des Gusses sehr aufwendig sei.

Der neue Stadtheimatpfleger fand das jedoch sehr altbacken und hatte dazu eigene progressive Ideen, die er ausführlich vorstellte, während fast der gesamte Stadtrat gebannt zuhörte: Nach Ansicht Knoblings lebt Kitzingen im 21. Jahrhundert. Bronze sei definitiv kein Werkstoff des 21. Jahrhunderts. Auch die 3 Zeilen auf einer Bronzetafel würden einer modernen Erinnerung nicht gerecht, zudem die Tafeln gerne anwittern würden und dann bald gar nicht mehr zu lesen seien. Er setze deswegen lieber auf Drucktechnik mit beschichteten Alu- oder Stahltafeln.

Alternativ könnte man Plexiglas verwenden – denn dann würde die Erinnerung an die Vergangenheit das in der Gegenwart bestehende Gebäude nicht überdecken. Diese könne man sehr nüchtern gestalten und die Kosten lägen dann – moderner Drucktechnik sei Dank – bei eher 100 € pro Tafel.

Außerdem sei ihm wichtig, von den Tafeln auf weitere Informationen zu verlinken und zu verweisen. Zum Beispiel sieht Knobling einen großen Nutzen in QR-Codes, die mit modernen Handys abfotografiert werden und dann Webseiten mit zusätzlichen Informationen anbieten können.

Diese Spielerei könne auch Jugendliche wieder für ihre Stadt und Kitzingens reiche Geschichte interessieren, so der Lehrer.

Letztendlich schlug er einen Arbeitskreis vor, um die technischen Gegebenheiten genauer zu definieren.

Im Stadtrat fanden diese Ideen äußerst positiven Anklang und die Ausführungen wurden mit Applaus honoriert. Mit einer Fortsetzung der Bronzeschild-Erinnerungstafeln ist wohl damit nicht mehr zu rechnen.

QR-Code
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