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Stadtmarketingverein legt Rechenschaftsbericht im Stadtrat ab

Der Kitzinger Stadtmarketingverein hat auf der letzten Sitzung des Stadtrats einen Rechenschaftsbericht für 2014 abgelegt. Selbst würde der Verein seine Rolle gerne zu einer PR-Agentur für Kitzingen erweitern.

Doch schon bei der Einleitung erzählt frau Biebl von 3 „geschäftsführenden Vorständen“ und dass es früher mal ein Geschäftsführer und 2 Vorstände waren. Recherchiert man diese Behauptung nach, so findet man wohl den Zustand von „Früher“ auf der Webseite des Stadtmarketingvereins. Auch im Impressum findet sich nur Frau Biebl. Doch keiner der Stadträte hakt nach, wie es denn sein kann, dass ein Verein, der nennenswert Zuschüsse von der Stadt erhält, den allereinfachsten gesetzlichen Auflagen wie beispielsweise der Impressumspflicht nicht nachkommt. Wenn der Verein tatsächlich 3 Geschäftsführer hätte, müssten alle 3 genannt werden.

Zu dm ersten Absatz lesen Sie bitte die Anmerkung am Ende des Textes!

Der Stadtmarketingverein hat die Aufgabe der Innenstadtbelebung. Dafür bekam der Verein 2014 50.000 € von der Stadt und etliche Zuschüsse für verschiedene Veranstaltungen. Auch 2015 wird der Stadtmarketingverein wieder komplett mit allen Veranstaltungen etwa 100.000€ erhalten. Hinzu kamen 2014 noch einmal 33.000€ aus Mitgliedsbeiträgen.

Über die Aktionen des Vereins gab der Verein bereitwillig Auskunft, beispielsweise der wettertechnisch fehlgeschlagene „Bummeltag“ am 15.08.2014 oder die an Geschäftsleute ausgerichtete Ruinenparty „afterwork im Leerstand“.

Der Stadtmarketingverein sieht sich als Wirtschaftsfaktor für Kitzingen. In den Powerpoint-Folien behauptet er, dass die Veranstaltungen des Vereins von 36 Tausend Personen besucht worden wären. Unter der eigenen Annahme, dass jede dieser Personen 25 € ausgegeben habe, wären damit etwa 900.000€ in Kitzingen ausgegeben worden. Gegengerechnet wurden die 50.000€ Stammzuschuss für den Stadtmarketingverein. Damit wäre das eingesetzte Geld ver-18-facht worden. Auch hier hakte keiner der Stadträte nach: Denn bei der Gegenrechnung des reinen Stammzuschusses, unterschlägt man die Zuschüsse, die für die einzelnen Veranstaltungen nochmal dazukommen, insgesamt sind es dann 100.000€, die man ansetzen muss. Denn Veranstaltungen Wie Stadtfest oder Weihnachtsmarkt würden nicht stattfinden, wenn es nicht dafür nochmal weitere Zuschüsse gäbe. Auch die Annahme von pauschal 25 € scheint durch nichts gedeckt außer die bloße Annahme selbst. Ein einfaches Beispiel: Viele Besucher des Weihnachtsmarkt, insbesondere jene, die kurz nach der Arbeit mal vorbei geschaut haben, haben einen oder 2 Glühweine getrunken. Aber 25€ für Glühwein auf einem Weihnachtsmarkt anzunehmen ist etwas zu hoch, dann hätte man die Besucher regelrecht abgefüllt. Und am Ende muss man auch die Anzahl der Besucher selbst in Zweifel ziehen, denn eine plausible Auswertung, welche Veranstaltung an welchem Veranstaltungstag wie viele Besucher haben sollte, wurde auch nicht präsentiert.

Geschäftsstelle des STMV
Des Königs neue Kleider

Weiterhin gestand die Vereinsspitze ein, dass sie sich „40.800€ Löhne“ auszahle. Das ist bemerkenswert, da dies deutlich über den Mitgliedseinnahmen von 33.000€ liegt und die Geschäftsstelle auch noch am Laufen gehalten werden muss. Damit wird klar, dass der Verein offensichtlich zumindest den Stammzuschuss als fest verankertes Fixum ansieht. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass diese Löhne – sofern es tatsächlich 3 „geschäftsführende Vorstände“ gibt – für 3 Personen reichen müssen. Für das bestreiten der normalen Lebenshaltungskosten von 3 Personen nach Abzügen wie Steuern würde dies aber nie reichen. Insofern kann man die Frage stellen, ob es nicht eher Aufwandsentschädigungen sind. Und wenn der Rest des Vereins ehrenamtlich zuhilft, wirft eine Bezahlung der geschäftsführenden Vorstände weitere Fragen auf.

Geschäftsstelle des Stadtmarketingvereins
Geschäftsstelle des Stadtmarketingvereins wirkt etwas unaufgeräumt

Doch genau diese Fragestellung wird wichtig, wenn sich der Stadtmarketingverein als Schnittstelle und PR-Abteilung verstehen will. Eine Stadt mit 27tausend Einwohnern, braucht ein ordentliches Marketing – unbestritten. Eben durch einen qualifizierten Experten ausgeführt, nicht durch aufwandsentschädigte monomediale Flyer- und Anzeigengestaltertruppe. Und jemanden mit Erfahrung bei der Bewerbung einer Stadt, beispielsweise mit universitärem Abschluss im Bereich Marketing, wird man nicht mit einem solch kleinen Stück Brot aus dem Wald locken können. In der IT-Branche gibt es ein Sprichwort für diese Problematik, dass es Fachkräfte nicht umsonst gibt:

For Peanuts, you’ll get monkey’s. (Mit Erdnüssen bekommst du Affen.)

Auch ein Interessanter Fakt war, dass der Verein nur wenige Hundert Euro für jede Veranstaltung Miese machte. Aber dies sei nur durch Ehrenamtliche Helfer möglich gewesen. Fast einen Fauxpass könnte man es nennen, dass ehrenamtliche Arbeitsstunden als Effizienzgewinn gelobt, und deren „Wert“ nur mit dem Mindestlohn von 8,50€ aufgerechnet wurde. Wenn das mal nicht eine Ansage bezüglich der Wertschätzung an die Ehrenamtlichen Helfer war. Geradezu absurd klein wirken dann die 225 ehrenamtlichen Arbeitsstunden und deren Ansatz mit 8,50€ je Stunde, wenn damit 900Tausend Euro für den Standort Kitzingen eingenommen worden sein sollen und sich der Vorstand 40800€ bezahlt.

Der Vortrag des Rechenschaftsbericht war durch und durch a-technologisch. Werbung, das ist Werbung die man in Zeitungen abdruckt. Wie man das seit über 200 Jahren tut. Imagepflege, das ist das Anfertigen von Hochglanzfotos. Das Wort „Internet“ kam gar nicht vor, nur das Angebot, dass man den Veranstaltungskalender auf der Webseite der Stadt gegen Zuschuss mit weiteren Ehrenamtlichen pflegen wolle.

Zumindest wird die Existenz von Strom und Elektrizität von den 3 Vorständen nicht geleugnet: der 2015-er Weihnachtsmarkt steht unter dem Motto „Kitzingen leuchtet“ – Imagebild in der Powerpoint für diese Veranstaltung war der durch Natriumdampflampen „weihnachtlich-gelblich“ angestrahlte Falterturm. Da kommt man auch glatt in Stimmung.

Ob die Idee einer PR-Abteilung für die Stadt Kitzingen Anklang findet, wird sich zeigen, der Vorstand kündigte an, durch die Stadtrats-Fraktionen eine Tour zu machen, um von sich zu überzeugen. Doch ob die Fraktionen den Vereinsoberen dann beibringen, modernes Marketing zu machen, oder ob der Stadtheimatpfleger als ehrenamtlicher Traditionalist der Stadt weiterhin der modernste Mitarbeiter der Stadt Kitzingen bleibt, wird sich dann eben auch zeigen.

Man kann es aber auch als Entgleisung und Fehlentwicklung bezeichnen, wenn der Stadtmarketingverein es nicht schafft, mehr als 36 Tausend Käufer in die Innenstadt zu holen, aber dann Marketing bei den Fraktionen für mehr Aufgaben und Geld machen will. Wichtiger wäre erst eine klare Entscheidung, wie sehr sich der Verein professionalisiert um die vorhandenen Aufgaben zu erfüllen.

Nachträgliche Anmerkungen der Redaktion bzw. Korrektur:

Der STMV hat nur eine Geschäftsführerin, Frau Biebl und weitere Vorstandsmitglieder, welche der Geschäftsführung bei vielen Aufgaben zur Hand gehen. Dieser Zusammenhang wurde in der Stadtratssitzung vereinfacht dargestellt, wodurch in der Stadtratssitzung der Eindruck entstanden ist, dass sich drei Personen als gemeinsame Geschäftsführung präsentieren. Dieser Zusammenhang wurde heute, am 25.02.2014, im Rahmen einer Besprechung mit dem STMV geklärt.