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Der Bahnstreik betrifft Kitzingen nicht.

Als Kitzinger kann man sich jetzt besonders leicht auf die Seite der Lokführer stellen – denn der Bahnstreik wird für Reisende ab Kitzingen fast folgenlos bleiben.

„Es ist schon eine Frechheit, dass es Gewerkschaften gibt, welche tatsächlich fordern, für ihre Mitglieder Tarifverträge aushandeln zu dürfen.“ Ja, als Kitzinger spottet es sich diese Runde besonders leicht über den bevorstehenden Bahnstreik, den die GDL nun angekündigt hat. Denn Kitzingen wird der Bahnstreik eigentlich gar nicht betreffen.

Hintergrund ist, dass der Bahnstreik zufällig mit einer Gleisbaustelle auf der Strecke Würzburg – Nürnberg zusammenfällt. Für die Gleisbaustelle wird ein Abschnitt der Strecke Würzburg – Nürnberg nur eingleisig befahrbar sein. Das grenzt die Kapazität der Strecke so stark ein, dass die Regionalexpresse, die neben dem ganzen Fern- und Güterverkehr auch noch über die Bahstrecke fahren müssen, sich keine Zeit nehmen können, um in Kitzingen anzuhalten und alle Regionalbahnen sogar ausfallen müssen.

Die Baustelle beginnt am Freitag, den 22. Mai abends und endet abends am 1. Juni in der früh. Zwar hat die GDL noch kein Ende Ihres Streiks verkündet, dennoch dürfte der Ersatzbusverkehr von den Streikmaßnahmen verschont bleiben. So reduziert sich die effektive Streikdauer bis zum Ersatzbusverkehr der Baustelle für alle Pendler von Kitzingen nach Würzburg und andersherum auf ertragbare 3 Tage: Mittwoch, Donnerstag und Freitag.

Dass der Streik länger als der 1. Juni dauern könnte, gilt als unwahrscheinlich: Der Streikzeitpunkt und der Zeitpunkt der Verkündung fallen eben zusammen mit der Urlaubszeit – und dadurch bleibe der DB eine kleinere Möglichkeit, auf den jetzt angekündigten Streik zu reagieren. Dadurch ist es für die GDL möglich, mit einer kleineren Anzahl an Streikenden einen ähnlichen Effekt zu erreichen. Gleichzeitig kommt die Rückholung von Arbeitnehmern aus dem Urlaub – um den Streik abzumildern – die DB besonders teuer. Vielleicht fördert dies die Verhandlungsbereitschaft der DB.

Insofern kann man als Kitzinger dem Treiben sehr gelassen zusehen, den Lokführern beide Daumen drücken und sich zu den Nachrichten Popcorn hinstellen. Da man aus Kitzingen nicht selbst davon betroffen ist, kann man amüsiert zusehen, wie eine kleine Lokführergewerkschaft einen der weltgrößten Logistikkonzerne narrt, ja es ist fast wie eine Folge „Asterix und Obelix“.

Auch der Kampf um die Freiheit hat gewisse Parallelen – die beiden Comic-Helden kämpften für die Freiheit und Unabhägigkeit Ihres Dorfes gegen ein übermächtiges Empire – die Lokführer kämpfen für die im Grundgesetz verankerte Freiheit, sich mit jedem beliebigen anderen Arbeitnehmer zu einer Gewerkschaft zusammenzufinden und gemeinsame Ziele zu vertreten: die sogenannte Koalitionsfreiheit. Und Weselsky sieht ja auch ein bisschen aus wie Obelix, während DB-Personalchef Weber eher den pfahlen Eindruck eines römischen Imperators macht. Und auch die Verdoppelung der Prämien des DB-Vorstandes (Quelle: Handelsblatt) hat etwas von römischer Dekadenz und absoluter Maßlosigkeit.