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Hort mit 75 Plätzen auf der Schule in der Siedlung

Der Stadtrat Kitzingen beschloss auf seiner letzten Sitzung, den Hort ein neues zu Hause zu geben – in (auf) der Schule in der Siedlung. Der neue Hort soll Platz für 75 Kinder in drei Gruppen bieten und 1,4 Mio. Euro kosten.

Der dritte Tagesordnungspunkt auf der letzten Stadtratssitzung war der Beschluss zur Aufstockung der Mensa der Mittelschule in der Siedlung. Dort soll dann der Hort einziehen. Zum Bau gab es im wesentlichen Diskussionsbedarf, ob es sich um 50 oder 75 Plätze handeln sollte.

Die Beschlussvorlage folgte auf eine Voruntersuchung verschiedener alternativer Standorte. Doch nicht alle wurden gleich behandelt. Stadtrat Popp fragte beim anwesenden Sachgebietsleiter für Schulen, Sport und Jugend, Herrn Roth nach, warum zum Beispiel für den Standort in den Marshall Heights, keine Kostenuntersuchung durchgeführt worden wäre. Er bekam zur Antwort, dass derzeit in den Marshall Heights zu viele Unwägbarkeiten lägen, als dass man seriös Kostenbetrachtungen anstellen könne. Frau Glos (SPD) ergänzte, dass es auch bereits 2012 abgelehnt worden war, diesen Standort für einen Hort weiter zu untersuchen. Sie selbst wollte allerdings von Herrn Roth dann eine Einordnung, ob die Schülerentwicklung rauf oder runtergehen werde. Die Auskunft dazu war: Wenn überhaupt, wäre eine Vorhersage bis 2018 aufgrund der Einschulungen möglich sei. Und diese sehe nur „marginale Veränderungen“, also „leichte Rückgänge“ und „insgesamt stabil“.

Danach wurden die Statements der Parteien aufgerufen. Damit begann Herr Moser für die CSU: Die Marshall Heights müsse man nicht mehr diskutieren und der Standort an der Sporthalle bzw. Deusterpark sei ein toller Standort, allerdings total überteuert. Der Mühlenpark werde ja ebenfalls nicht weiterverfolgt, also sei er absolut glücklich über den Standort in der Siedlung. Auch das Haus Mariental ließ Moser nicht ungelobt, als professionellen Betreiber und schwenkte in die Euphorie über, welch ein Glücksfall dieser Standort für Kitzingen sei. Außerdem vertrete die CSU die Variante mit 75 Plätzen, weil der Bedarf einfach da sei.

Die SPD versuchte nun ihrerseits die Lobhudelei der CSU zu übertreffen und lobte, sowie bedankte sich für die Beschlussvorlage, die Verwaltung, das Schulamt usw… Doch man könne sich nicht so recht entscheiden, ob es nun 50 oder 75 Plätze werden sollen. Sie wünschte sich eine „Zielerreichtung“ [Inbetriebnahme des Hortes] bereits im Sommer, auch wenn dies natürlich nicht mehr möglich sei. Weil sonst das Mietverhältnis nochmal ein Jahr verlängert werden müsse.

Die USW-Fraktion merkte nur kurz an, dass es zur Standortfrage nun keinen Diskussionsbedarf mehr gäbe und dass man sich für 50 Plätze entscheiden werde. Außerdem bedauere man genau sosehr die nötige Verlängerung des Mietvertrags, aber das sei ein letztes mal nun nötig.

Frau Wallrapp betrauerte ebenfalls die leider nötige Verlängerung, wies aber danach darauf hin, dass sie nicht damit einverstanden sei, die Standorte Innopark und Stadtteilzentrum als Alternativen so leichtfertig aufzugeben. Bei 50 Plätzen koste der Bau 1,2 Miollionen Euro, bei 75 Euro 1,4 Millionen Euro. Um die 200.000 Euros sollte man also nicht feilschen, das wäre am falschen Ende.

Herr Christoph (KIK) stellte in seiner Aussprache grundlegendere Fragen:

 „Geht es hier wirklich darum, dass wir die Kinder glücklich machen?“

Er sehe die Überbauung aller Pausenhöfe in der Schule der Siedlung als kritisch und sagte:

„Das ist eine Aufbewahrung der Kinder. Das keine Betreuung.“

Der Stadtrat würde dominiert von rein finanziellen Gründen in seiner Entscheidung um einen neuen Hort. Was er dann aussagestark auf folgenden Punkt brachte:

„Ihnen ist doch der Beutel näher als die Kinder!“

Bei Kindern müsse man das Geld hintenanstellen, und man kann die Entscheidung nicht vernünftig eruieren, da weder Marshall Heights, noch die Sanierung der Deusterhalle vernünftig untersucht wurden. Daher werde die KIK die Beschlussvorlage ablehnen und favorisiere weiterhin eine Sanierung der Sporthalle.

Für die UKP merkte Herr Schmidt an, dass bei der Variante Mühlenpark die Außenstelle Sulzfeld vergessen worden sei. Er favorisiere ebenfalls die Deusterhalle und wenn er überhaupt dafür stimmen würde, dann eher für die 50 Plätze. Eine angesetzte Tiefgarage brauche der Hort ebenfalls nicht. Außerdem gab es schriftlich geäußerte Bedenken der Schulleitung, da bereits die Räumliche Situation sehr beengt sei und dadurch Konflikte mit dem Brandschutz entstehen könnten.

Die ödp hielt fest, dass sie den Standort auf der Schule in der Siedlung befürworte, mit 50 oder 75 Plätzen, da es bereits jetzt einen hohen Bedarf an Betreuung am Nachmittag gebe.

Seitens Herrn Böhms (proKT) wurde angeführt, dass die Kosten klar entscheidend seien. Und deswegen sei es auch wichtig, was am schnellsten realisierbar sei. Insofern könne sich Herr x nur für die Siedlungsschule oder die Deusterhalle entscheiden.

Das Schlusswort hatte der Oberbürgermeister Müller, der seine Befürwortung der Beschlussvorlage mit 75 Plätzen auch damit begründete, dass, sofern der Bedarf seitens des Hortes nicht bestehe, der verbleibende Raum zur Nutzung im Schulbetrieb zur Verfügung stehe.

Die Vorlage, 75 Plätze zu schaffen, wurde mit 19 zu 11 Stimmen angenommen.

Hort damit langfristig überflüssig?

Ein paar Gedanken aus der Redaktion

Der Hort wird nun als zusätzliches Geschoss auf die Mensa der Mittelschule gebaut. Doch die Schule ist eigentlich als Ganztagsschule konzeptioniert. Warum sollten also Eltern ihre Kinder in den Hort schicken und dafür ca. 80 Euro plus Mittagsessensgelder berappen, wenn darunter die Ganztagsschule auch noch quasi kostenlos ist. Außerdem haben Eltern ein gesetzlich verbrieftes Anrecht darauf, ihre Kinder nachmittags in Ganztagsschulen betreuen zu lassen. Welche Existenzgrundlage hat dann noch ein Hort?

Oder ist es so, wie man es aus der Andeutung des OB Müller am Ende seines Statements weiterdenken kann? Geht hierbei vor allem um die bauliche Erweiterung der Schule, die sich dann den Hort komplett in den Ganztagsschulbetreib einverleibt und somit den Hort langfristig Gruppenraum für Gruppenraum ab- und auflöst?

Es wäre fatal, sollte dies die Absicht hinter der Beschlussvorlage gewesen sein. Denn der Hort hat eine grundsätzlich andere Konzeption wie die Ganztagsschule. Eine Einverleibung des Hortbetriebes in die Ganztagsschule spart zwar vordergründig die Kosten, die die Stadt dem privaten Träger erstatten muss. Doch die für manche Eltern notwendige Möglichkeit, auch noch am späten Abend ihr Kind abholen zu können, dass bereits mit allem was das Tagesgeschäft von A wie „Austoben“ bis Z wie „zusammen spielen“ fertig ist, wird dann entfallen. Wer also glaubt, der Hort sei jetzt durch die Aufstockung der Mensa in Sicherheit und nicht mehr der Spielball der Kommunalpolitik, könnte am Ende ziemlich daneben liegen. Die „Synergieeffekte“, von denen mehrfach auf der Sitzung gesprochen wurde, sind dafür einfach zu stark für einen langfristig stabilen Hortbetrieb. Kein Wunder, dass auch die Rektorin die Ausdehnung ihrer Schulgebäude in der „Kitzinger“ als „positiv“ bezeichnete.