Skip to content Skip to footer

Die dunkle Seite des Lichts

 

Künstliches Licht ist eine der größten Errungenschaften der Menschheit. Ohne künstliche Beleuchtung wäre unser modernes Leben so nicht vorstellbar. Aber Licht, falsch eingesetzt, hat auch seine Schattenseiten.

Im Laufe der Evolution hat sich das Leben auf unserer Erde mit einem ausgeprägten Tag-Nacht Rhythmus entwickelt, auf den viele Lebewesen angewiesen sind. Zuviel oder falsch eingesetzte Beleuchtung führt unter Umständen zu ökologischen Problemen. Als Beispiele seien hier Skybeamer angeführt, in deren Lichtkegeln sich Zugvögel wie Kraniche regelrecht verfangen und ihre Orientierung verlieren. An hell erleuchteten Häusern kommt es immer wieder zu Kollisionen mit Singvögeln. Bei Straßenbäumen verzögert sich der Laubabwurf zum Winter so weit, dass Frostschäden entstehen können. Besonders nachtaktive Insekten werden aus großer Entfernung von künstlicher Beleuchtung angezogen und stehen dann in ehemals dunklen Gebieten nicht mehr als Nahrungsgrundlage zur Verfügung. Gerade Fledermäuse leiden unter einer solchen Entvölkerung ihrer Jagdhabitate.

Bild: Martin Jatho
Bild: Martin Jatho Beitragsbild: Quelle NASA

Auch unsere Gesundheit leidet, wenn der Schlaf durch mangelnde Dunkelheit gestört wird. Internationale Studien deuten auf einen Zusammenhang von erhöhtem Brustkrebsrisiko bei Frauen oder abnehmender Konzentrationsleistung , gerade bei Kindern und Jugendlichen, hin.
Den Gemeinden entsteht ein monetärer Schaden durch ein Zuviel an Beleuchtung. Hier sollte Straßen- und Gebäudebeleuchtung überdacht und gegebenenfalls angepasst werden. Untersuchungen haben keinen Hinweis für ein erhöhtes Unfallrisiko im Straßenverkehr gezeigt. Auch sind die Einbruchszahlen durch moderne Beleuchtungsmethoden nicht gestiegen.
Seit einiger Zeit überdenken und modernisieren immer mehr Kommunen ihr Beleuchtungskonzept oder weisen gar Lichtschutzgebiete oder Sternenparks aus. So hat ein Zusammenschluss mehrerer Gemeinden in der Rhön kürzlich einen Sternenpark ausgewiesen: www.sternenpark-rhoen.de
Dies führt durch einfache Maßnahmen wie Abschirmung und Leuchtmitteltausch nicht nur zu Einsparungen und einer besseren Ökobilanz, sondern bringt einen Mehrgewinn im Tourismus. Gerade strukturschwache Regionen können, wenn es klug angegangen wird, von solchen Bemühungen profitieren. Verknüpft mit den kulturellen Aspekten einer dunklen Nacht, bieten sich unserem Kitzinger Land neue Wege der Weinvermarktung. Weinproben unter einem wieder deutlicher sichtbaren Sternenhimmel oder neue Weinkreationen wie beispielsweise Sternenwein und Mondscheinschoppen eröffnen hier neue Wege der Inwertsetzung heimischer Produkte.
Vorstellbar ist ein Leuchtturmprojekt im Rahmen der LEADER Förderung, vereint ein regionaler Sternenpark doch alle Anforderungen dieses Programms. Es bringt einen lokalen Mehrwert, verbessert die Ökobilanz durch Energieeinsparung und Naturschutz, entlastet die öffentlichen Haushalte und stärkt den Tourismus. Der Bürger erfährt außerdem eine gesundheitliche Verbesserung durch erholsameren Schlaf.
Anhand schon bestehender Sternenparks und Lichtschutzgebiete können Beleuchtungskonzepte angepasst und moderne Beleuchtungsrichtlinien Anwendung finden.

Die „Dunkle Seite“ des Lichts kann korrigiert und zu einem Vorteil für unseren Landkreis Kitzingen genutzt werden.

Weitere Infos unter: www.verlustdernacht.de
Geschrieben und recherchiert von Christian Söder (ch.soeder@gmail.com)