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Großes Interesse am Tag der offenen Tür in den Marshall Heights

Bei strahlenden Sonnschein nahmen rund 4000 Personen die Möglichkeit wahr, den weitläufigen Stadtteil zu erkunden und die verschiedenen Objekte in den Marshall Heights zu besichtigen.

Der Start des Tags der offenen Tür ist laut Einladung eigentlich um 11 Uhr. Aber auch wer schon eine halbe Stunde zu früh in die Marshall Heights kommt, ist zumindest nicht alleine. Autos schieben sich langsam die Marshall Heights hoch. Leute steigen aus, eine Menschenmenge bildet sich langsam.

Vor dem Kindergartengebäude werden die Interessenten bewirtet und können sich intensiv austauschen.
Vor dem Kindergartengebäude werden die Interessenten bewirtet und können sich intensiv austauschen.

Mit dem Auto kommt man nur bis kurz vor das Gebäude des Kindergartens. Die meisten parken aber schon weiter unten. Der Grund für die Sperrung: Vor dem Kindergartengebäude steht ein Stand mit Wein aus Castell, Bier und alkoholfreie Getränke gibt es bei Kesselring, der Grammertbauer mit Backwaren, die Metzgerei Frickel bietet Bratwürste und Steaks in Brötchen an und hat schon um 12 Uhr mit einer Schlange zu kämpfen, die einfach nicht mehr kürzer werden will. Dazwischen stehen Tische und Bänke und eine Volksfest- oder zumindest Stadtteilfeststimmung kommt auf.

Die Befürchtungen der Lokalpolitik erscheinen unbegründet

Oberbürgermeister Müller liefert sich mit dem Eigentümer Wittmann ein Rededuell in das Mikro eines ARD-Rundfunkjournalisten. Nein, abreißen wolle Müller das Areal nicht mehr. Aber weil die Entwicklung der Marshall Heights Leerstand in der Siedlung bedeute, müsse die Stadt hier mitreden, mitbestimmen und sogar hart durchgreifen. Wittmann bleibt selbst ruhig und kontert immer sehr gezielt: Wem es in der Siedlung bzw. allgemein in seiner jetzigen Wohnung nicht gefalle, der ziehe über kurz oder lang sowieso aus und suche sich was besseres; wenn nicht in die Marshall Heights, dann eben ins Kitzinger Umland. Hier herrsche ja bekannterweise rege Bautätigkeit. Müller könne ja auch niemanden zwingen, in der Siedlung wohnen zu bleiben, wenn das Angebot dort nicht mehr passe.

Oberbürgermeister Müller und Immobilieneigentümer Wittmann bei der Diskussion in das Micro eines Rundfunkjournalisten
Oberbürgermeister Müller und Immobilieneigentümer Wittmann bei der Diskussion in das Micro eines Rundfunkjournalisten

Doch eigentlich ist die Diskussion um die Befürchtungen der Kitzinger Lokalpolitik sowieso zu kurz gesprungen. Die Stadt hatte ein „Wohnraumkonzept 2030“ unlängst fertig gestellt, welches sie am heutigen 11.05. in einer Bürgerversammlung auch vorstellen will. Dort erklären die Gutachter, dass eine solche Wanderung aus der Siedlung gar nicht zu erwarten sei. Doch anscheinend stört der gutachterliche Befund die Lokalpolitik nicht in der konsequenten Pflege ihrer Befürchtungen über die Entwicklung der Marshall Heigths.

Keine Panik: Marshall Heights sind kein Risiko für die Siedlung. (Wohnraumkonzept 2030; Seite 66)
Keine Panik: Marshall Heights sind kein Risiko für die Siedlung. (Wohnraumkonzept 2030; Seite 66)

Wer mittags zwischen den Häusern unterhalb des Kindergartengebäudes umherschlendert, der findet auch seine ganz eigene Begründung, warum die Entwicklung der Marshall Heights positiv für Kitzingen sein wird. Auffallend viele PKW haben Kennzeichen, die nicht aus Kitzingen sind. Man sieht häufiger wie sonst im Kitzinger Verkehrsdurchschnitt WÜ (Würzburg), aber auch SW (Schweinfurt), AN (Ansbach), MSP (MainSpessart) und auch exotisches wie N (Nürnberg) und F (Frankfurt am Main) auf den Kennzeichen stehen. Daraus kann man schließen, dass die Marshall Heights vor allem als Überdruckventil der Wohnungsnot in den umliegenden größeren Städten fungieren werden. Die Folge wäre ein Boom – bei ca. 800 Wohneinheiten mit im Schnitt 3 Personen – der Einwohnerzahl auf rechnerisch bis zu 30.000 Einwohner. Damit hätte Kitzingen seine Größe aus der Besatzungszeit wiedererlangt.

Besucher und Interessenten sind begeistert

Besucher und Besucher und Interessenten konnten die Gebäude besichtigen.
Besucher und Besucher und Interessenten konnten die Gebäude besichtigen.

Den Besuchern werden verschiedene Gebäude zur Besichtigung angeboten. Vor den Häusern ist jeweils ein kleiner Infostand, in dem die Interessenten weitere Details erfragen können und sich in sogenannte Interessentenlisten eintragen können. Ein Verkauf der Häuser wird aber noch nicht durchgeführt. So können sie zum Beispiel die drei verschiedenen Typen der Texashäuser besichtigen und ein Mehrfamilienhaus. Mit dem Traktor, der einen Anhänger mit Sitzbänken zieht, kann man eine große Rundfahrt über das Gelände machen und bekommt dabei vieles erklärt.

Video: Wir sind einmal mitgefahren und haben dabei gefilmt.

Diskussion um Namen für den neuen Stadtteil – aber nicht um Rückbau.

Die Besucher denken zum Teil schon über die Gründung eines Stadtteilvereins nach. Auch die Frage, wie man das Gebiet benennen soll, ist ein heißes Thema. Stadträtin Wallrapp meint, dass Sonnenhügel angemessen wäre. Ein pensionierter Richter aus Kitzingen ist eher dafür, den Stadtteil nach dem Objektentwickler zu benennen und die unaussprechbaren Anglizismen aus dem Namen zu tilgen. So findet er, dass der neue Stadtteil „Wittmann Höhen“ heißen sollte. Aber auch der ursprüngliche Name „Marshall Heights“ steht hoch im Kurs: Heute sei ein wenig Englisch jedem zumutbar, bei Markennamen wie iphone gäbe es ja auch keine gesellschaftlichen Probleme. Außerdem ist die Benennung nach dem Friedensnobelpreisträger George C. Marshall, welcher mit seinem „Marshall Plan“ Frieden und Wohlstand nach dem zweitem Krieg herstellte und von dessen Plan Europa bis heute immer noch profitiert, auch ein wohl zumindest ausreichend-honoriger Namensträger für den Stadtteil. Er mag zwar kein Kitzinger sein, doch die Leistungen von George C. Marshall würden auch so in Europa kaum angemessen in Straßennahmen gewürdigt.

marshall heights tag der offenen Tür

Was aber für fast alle anwesenden Gäste feststeht und somit eigentlich kein Diskussionsthema ist: Dieser Stadtteil darf nicht, wie vom Stadtrat geplant, der Natur zurückgegeben werden. Er muss entwickelt werden. Die Bemerkungen hierüber reichen vom einfachen Kopfschütteln, über die generellen Feststellung, dass der Stadtrat hier seinen Entschluss umbedingt revidieren müsse und den Austausch über Grundbesitzverhältnisse verschiedener Stadträte und deren Position zur Entwicklung der Marshall Heights bis hin zur Rücktrittsforderung des Oberbürgermeisters. Aber was die Entwicklung der Marshall Heights angeht, herrscht deutlicher Konsens unter den Besuchern, zum Teil auch eine vorsichtige Euphorie und manchmal auch etwas Aufbruchsstimmung.