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Straßenbeleuchtung mit Atomstrom?

Die Stadt Kitzingen hatte die Beschaffung von Strom für die Straßenbeleuchtung ausgeschrieben. Auf der letzten Gemeinderatssitzung stand nun das Ergebnis dieser Ausschreibung fest. Der Zuschlag ging an die „e.on Bayern Vertrieb GmbH“, welche zukünftig Strom für die Straßenbeleuchtung liefern wird.

43% günstigerer Strom für die Straßenbeleuchtung

Angesichts immer noch sehr klammer Kassen der Stadt kann sich da vor allem die Kämmerei freuen. Der Arbeitspreis für den Strom der Straßenbeleuchtung sinkt von 7,25 cent / kWh auf 4,1 cent / kWh. Das teilte die Stadtverwaltung auf der letzten Stadtratssitzung mit. Eine „gigantische Ersparniss“ wie auch die Stadträtin Richter in der Sitzung bekundete. Allerdings kommen zu den 4,1 cent / kWh noch Steuern und Durchleitungskosten.

Kritik der Grünen

Die nicht im Stadtrat vertretenen Grünen kritisieren den Zuschlag indes scharf. Vorstandssprecher Schmidt empört sich:

„Das sie bei der Beschaffung des Stroms für die Straßenbeleuchtung allerdings weder den regionalen noch ökologischen Aspekt berücksichtigt, ist nahezu fahrlässig. Noch dazu bedient sie sich eines Angebotes einer der Branchenriesen, deren oberstes Ziel es ist, die Energiewende zu blockieren respektive zu verhindern.“

ungewollt angestrahlte Hausfassaden in Kitzingen. Lichtmanagement würde hier mehr Licht auf die Straße bringen.
ungewollt angestrahlte Hausfassaden in Kitzingen. Lichtmanagement würde hier mehr Licht auf die Straße bringen.

Er und die Grünen würden mehr Sensibilität der Stadtverwaltung in solchen Fragen erwarten. In der Entscheidung sehen die Grünen einen Gradmesser für die „Grundeinstellung der Verantwortlichen“, gerade in einer Stadt die mit ihren beiden Innovations-Konversationsflächen versucht, sich eine neue Zukunft aufzubauen.

Gezieltes Lichtmanagement

Der Grüne bringt dabei eine weitere Alternative in die Diskussion:

Den Stromverbrauch durch ein gezieltes „Lichtmanagement“ zu reduzieren ist unumgänglich. Energieeinsparung ist die beste Methode, Ressourcen zu schonen und, natürlich, Geld zu sparen. Dabei ist es nicht nur wichtig, die Laufzeiten bestimmter Stromverbraucher zu reduzieren, sondern auch effiziente Geräte zu verwenden.

genau Hinschauen: hinter dem Verkehrsschild steht eine ausgeschaltete Laterne. An der Westumgehung ist derzeit jede zweite Laterne Nachts abgeschaltet.
genau hinsehen: hinter dem Verkehrsschild steht eine ausgeschaltete Laterne. An der Westumgehung ist derzeit jede zweite Laterne Nachts abgeschaltet.

Derzeit beschränkt sich das Lichtmanagement allerdings darauf, spät nachts jede zweite Laterne auf der Westtangente auszuschalten.

Antrag der KIK zum Haushalt

Unabhängig von der Vergabe und vermutlich auch Unabhängig von den Grünen macht sich derweil der Erste Bürgermeister Christof (KIK) seine Gedanken. Er argumentiert, dass ab 2015 laut EU-Verordnung Quecksilber-Natriumdampflampen bis spätestens 2017 durch LED-Straßenlaternen zu ersetzen seien. Somit stehe die Stadt Kitzingen ohnehin unter weiterem Handlungszwang. Seit 2008 sei dies der Stadtverwaltung bekannt. Trotzdem sieht Christof Nutzen in diesen erzwungenen Investitionen und dreht den Argumentationsspieß um:

„Die Frage, ob sich nach dem aktuellen Strompreis die Umstellung noch rechnen würde, ist eindeutig mit >Ja< zu beantworten, denn es geht ja auch darum den Energieverbrauch im Sinne der Energiewende zu reduzieren, abgesehen davon, dass durch das EU-Verbot der herkömmlichen Leuchtmittel sich diese Diskussion erübrigt. Es stellt sich nun die Frage, ob es ökonomisch und ökologisch sinnvoll erscheint, trotz aller vorliegenden EU-Richtlinien weiterhin die bereits veraltete Technik zu installieren (z.B. in den Gewerbegebieten), die dann in 2 Jahren wieder entsorgt und auf LED umgerüstet werden müssen.“

Die LED-Technik bietet bis zu 70% (abhängig von der Substanz) Energieeinsparpotenzial. Diese Technologie kann außerdem gebündelt und gerichtet werden, was eine weitaus bessere und zielgenauere Ausleuchtung von Plätzen und Straßen ermöglicht (Referenzprojekt eines Herstellers). Die Entsorgung ist umweltschonender, da die Schadstoffe Blei und Quecksilber nicht verwendet werden. Mit bis zu 50.000 Betriebsstunden sind LEDs auch deutlich robuster – was Wartungskosten stark reduziert. Einziger Nachteil der LED-Technologie ist der Bedarf an seltenen Erden, den jedoch jede Elektronik als Problemstellung mit sich bringt.

Derzeit schlägt laut Angaben der KIK die Straßenbeleuchtung in Kitzingen mit 530.000 Euro zu Buche. Davon entfallen 385.000 Euro für den Strombezug und 150.000 Euro für den Unterhalt. Auch wenn der Strombezug deutlich billiger wird, so muss dennoch was an den Unterhaltskosten getan werden.

Die KIK beantragt, dass die im HH-Planentwurf enthaltenen Mittel für Straßenbeleuchtungsmaßnahmen 2014 so lange zurückzuhalten sind, bis ein LED-Straßenbeleuchtungskonzept für die Stadt Kitzingen vorliegt. Diese entsprechende Umrüstung ist ab dem Jahr 2015 ohnehin nach EU-Recht Pflicht.
Nach Genehmigung des neuen Konzeptes ist fortan ausschließlich die LED-Beleuchtungstechnik einzusetzen und die Umrüstung bestehender Beleuchtungen vorzunehmen. Diese Umstellung von energieintensiver Beleuchtung auf LED-Technik zeigt Einsparungseffekte zwischen 40 – 80% bei den Energiekosten. LED-Technik ist wartungsarm und weist zusätzlich viele Steuerungsmöglichkeiten auf. Für die Konzepterstellung und die Berechnung der Umstellung auf Basis eines langfristigen >Straßenbeleuchtungsvertrages< sind mindestens 3 Firmen einzuladen und dem Stadtrat bis März 2014 vorzustellen.
Die Umsetzung erfolgt ab 2015. Für das Jahr 2014 stehen noch ca. 140.000 Euro zur Verfügung.

Sollte neben den 43 % billigeren Bezug auch noch die pessimistische Untergrenze von 40 % Einsparung realisiert werden, so bleiben von den ursprünglich 385.000 Euro für Strom etwa 130.000 Euro übrig – oder eine Einsparung von 255.000 Euro beim Strom. Zusammen mit dem technologiebedingten geringeren Wartungskosten und in Abhängigkeit der Investitionskosten könnte sich eine Umrüstung für die Stadt unabhängig von der Erfüllung von EU-Normen lohnen. Falls dennoch kein Geld im Haushalt ist, werden sich Investoren im Rahmen eines „Contracting“ (pdf einer Lobbygruppe)  über diese Goldgrube freuen.