Wenn die Gäste nicht mehr kommen, geht der Wirt
Das Wirtshaus im Dorf ist immer mehr ein Relikt der Vergangenheit. Früher war das Wirtshaus der Ort, an dem man sich traf. Der Stammtisch, das Vereinszimmer, die Theke . . . das waren die Treffpunkte. Und Sonntags nach der Kirche ins Wirtshaus? Das ist lang vorbei. Nicht nur die Kirchen sind leerer, auch die verbliebenen Wirtshäuser.
Das liegt offensichtlich an einem stark veränderten Freizeitverhalten. Kämpften die Wirte früher gegen den Straßenfeger aus dem TV oder gegen das Rauchverbot, müssen sie sich heute mit Trends auseinandersetzen, denen sie nur schwer begegnen können.
Offensichtlich isst und trinkt man heute auch anders als früher: Einerseits ist es gesellschaftsfähig geworden, schnell in der Bäckerei oder im Möbelhaus etwas „Preiswertes“ zu essen, andererseits sind es gerade die qualitätsorientierten und bestimmt nicht preiswertesten Gasthäuser, die noch steigende Nachfrage erleben.
Traditionswirte stehen den Veränderungen vielfach hilflos gegenüber. Ältere Wirte nehmen Veränderungen in ihrer Umgebung vielfach gar nicht wahr und können somit auch nicht reagieren.
Auch die Zahlen sprechen für sich: In den letzten 15 Jahren sanken die Umsätze der getränkeorientierten Gastronomie um über 50 %, in der speisenorientierten Gastronomie um etwa 40 %. Besonders deutlich ist die Veränderung auf dem Land. Hier ist das Wirtshaussterben am deutlichsten wahrzunehmen. In der Stadt ist das Überleben leichter.
Der Verein zum Erhalt der bayrischen Wirtshauskultur bemüht sich seit langem um die Rettung des Wirtshauses alter Prägung. Er wird trotz aller Bemühungen wohl zuschauen müssen, wie ein Wirtshaus nach dem anderen geschlossen wird. Ein wenig Tradition aber wird überleben: die qualitätsbewussten Wirte. Die nämlich, denen es gelingt, in traditioneller Umgebung eine trendige Küche zu offerieren. Die Wirte, denen es gelingt, Veranstaltungen anzubieten, zu denen auch junge Leute gerne gehen.
Dazu gehört vor allem das Wissen über neue Trends und Bedürfnisse. Dann kann ein Wirt auch mitreden und mit eigenen Angeboten reagieren. Erfolgreich werden aber nicht alle sein.
