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Kommen die Toten bald auch nach Kitzingen?

Bild: Zentrum für politische Schönheit

Eine Gruppe Aktivisten will die Protest-Aktion in Berlin, symbolische Gräber auf dem Platz der Republik anzulegen, in Kitzingen guerilla-artig wiederholen.

Kitzingen ist eine verschlafene Kleinstadt im Schatten Würzburgs, wenn man es politisch betrachtet. Ein eher mehrheitlich konservatives „Pflaster“. Doch es gibt immer einige Ausreißer, die, wenn sie sich finden, so einen Ort ganz schön Aufmischen und das Pflaster – in diesem Fall wortwörtlich – aufbrechen können.

Eine Gruppe mutmaßlicher Kitzinger, die sich selbst als das „Kitzinger Rebellenwerk“ bezeichnet, hat nun gegenüber meinkitzingen.de per Email angekündigt, den Protest des „Zentrums für politische Schönheit“ in Kitzingen und den Landkreisgemeinden fortzuführen. Das „Kitzinger Rebellenwerk“ will dazu an einigen öffentlichen Plätzen das Plaster aufbrechen oder die Grasnabe umgraben, um große, sichtbare Grabhügel anzulegen. In der anonymen Email heißt es:

„Kitzingen hat kein Problem, die Stolpersteine zu verlegen. Die erinnern an den Massenmord an den Juden. Gut so! Aber gleichzeitig richten wir an unseren gemeinsamen europäischen Außengrenzen den nächsten Massenmord bereits an!

Haben wir in Kitzingen aus dem Gedenken und der Geschichte eigentlich überhaupt etwas gelernt? Oder scheitert es daran, das über die Gräultaten unserer Väter und Mütter Gelernte durch unser christliches und moralisches Weltbild in userem Handeln auch anzuwenden? Warum schauen wir 60 Jahre später wieder weg, wenn in Europa Massengräber geschaufelt werden und das Mittelmeer voller toter Körper ist?

Wenn man die Anzahl der toten EU-Flüchtlinge herunterbricht, müssten in Kitzingen bereits jetzt 2 Gräber gefüllt werden. Aber das lassen wir lieber die Griechen machen, wo die toten Körper stranden! Die schaufeln wegen unserer vorgegebenen Euro-Sparpolitik Massengräber. Italien schmeißt die Körper der Toten in große Kühlkammern, wie man es hier sieht: http://unsere-schoene-grenze.de/. Einfach pietätlos.

Kitzingen hat einen ganzen Stadtteil, die Siedlung, der mit Flüchtlingsschicksalen gefüllt wurde. Warum rührt sich denn bloß nichts, wenn so viele selbst eine Flucht erlebt haben?“

Hoch mit Stacheldrahtzaun befestigte EU-Außengrenze in Griechenland
Hoch mit Stacheldrahtzaun befestigte EU-Außengrenze in Griechenland

Bereits in anderen größeren Städten hatten Anonyme in Anlehnung an die Berliner Proteste vor dem Reichstag bereits Gräber in Bushaltestellen, auf Verkehrsinseln, in Fahrradwegen, in Parkanlagen oder auf zentralen Plätzen im Pflaster angelegt. Hier zum Beispiel:

Da die Aktion eine starke Anlehnung an die Taktiken des vor etwa 10 Jahren aufgekommenen Guerilla-Gardening haben könnte (1 Mann, 1 Rucksack mit etwas Werkzeug und Pflanzen), welches von den betroffenen Städten, aufgrund der Spontanität und Plötzlichkeit auch nicht wirklich eingegrenzt werden konnte, dürfte es für die Stadt Kitzingen und die Umlandgemeinden schwer werden, das Anlegen der Grabhügel an den sichtbaren Orten wirksam und nachhaltig zu unterbinden.

Ob hinter der Gruppe „Kitzinger Rebellenwerk“ nur jemand sitzt, der diese Welle mit dieser Email mitreitet oder tatsächlich eine Aktivistengruppe, ließ sich für meinkitzingen.de nicht verifizieren. Die Email-Adresse gibt es nicht, zumindest konnte eine Antwort-Email nicht zugestellt werden. Es konnte jedoch in sozialen Netzwerken beobachtet werden, dass die symbolischen Gräber in vielen verschiedenen Städten spontan angelegt wurden. Es scheint daher nicht unwahrscheinlich, dass dieses „Guerilla Graveyarding“, wenn man es so nennen will, als Protest auch in Kitzingen oder dem Landkreis passieren könnte.

Als „schockierender Appell an das christliche Wertebild der Gesellschaft“, endlich gegenüber nach Europa Flüchtenden „in allen Bereichen der Gesellschaft echte Nächstenliebe zu üben“, so heißt es zum Abschluss der Email, plane das Kitzinger Rebellenwerk eine Aktion, „die Gottesdienstbesucher der nächsten Sonntagsmesse nicht mehr ignorieren können“. Welcher Gottesdienst gemeint war, stand aber nicht drin.