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Dafür bin ich nicht zuständig…

Ein Zeitzeugenbericht der kleinen Wahlkampfveranstaltung am Mühlberg.

Am Freitag wurde der runderneuerte Spielplatz am Mühlberg mit großem Tamtam eingeweiht. Die rund 30.000 Euro sind bestimmt gut investiert, so kurz vor der Wahl. Und damit niemand auf die Idee kommt, dass der Oberbürgermeister und der noch amtierende Stadtrat auf Kosten der Stadtkasse Wahlwerbung betreiben, waren alle Bewerber für diese Ämter auch gekommen, ob eingeladen oder nicht. Schön war es aufgetischt bei tollem Wetter. Nur die Anwohner hatte man nicht mit einer Einladung zum Fest der neuen Attraktion in Kitzingen bedacht. Ist es eigentlich nicht üblich, dass man seine Nachbarn wenigstens pro Forma zu einer Feierlichkeit mit akustischen Emissionen einlädt? Am Ende wären die wohl auch noch alle gekommen! Ach, Moment, über Höflichkeit wollte ich gar nicht schreiben.

Eine ältere Anwohnerin kam dann aber doch. Viele denken jetzt bestimmt, dass die Dame sich über den Krach, der normalerweise von einem Spielplatz zu erwarten ist, beschweren wollte. Herzlich wurde sie durch den OB Müller begrüßt, der inzwischen, voll im Wahlkampfmodus, eigentlich jedem die Hand schüttelt, der nicht rechtzeitig aus dem Weg geht. Ich bin ja sehr froh, dass zurzeit keine Grippewelle grassiert. Desinfektionstücher als Werbemittel… hach, ich schweife schon wieder ab.Schaukelpferd

Also, die Anwohnerin hatte zwar ein Anliegen. Das war jedoch ganz anderer Art. Sie wollte wissen, warum man das neue Spielhäuschen so nah an ihr Grundstück gebaut hat, quasi schon ins umliegende Grün. Der etwas verdutzte Oberbürgermeister sagte, dass er für die Planung des Spielplatzes nicht zuständig gewesen sei und verwies auf den Spielplatzpaten Franz Böhm, der das schließlich wissen müsse. Denkste! Als hätten die Honoraten der Kitzinger es einstudiert. Auch der Spielplatzpate fühlte sich für die Planung nicht zuständig, auch rückwirkend oder sonst wie nicht. Stimmt. Bei Kindern übernimmt man die Patenschaft ja auch erst, wenn sie schon da sind. Man mischt sich nicht in die Planung ein. Fehler des OB Müller, so etwas Unübliches zu behaupten. Also wird der Bauhof hinzitiert. Genauer: der Bauhofverwalter und stellvertretende Bauhofleiter Dieter Pfrenzinger. Na. So viel Kompetenz muss doch eine Antwort haben. Hat sie: „Weil da Platz war“. Ja. Immerhin besser als „Ich bin nicht zuständig“ oder „Nicht meine Baustelle“… oder so. Wer den Mühlberger Spielplatz kennt, der weiß, dass es bei einer Grundfläche von ca. 2,25qm² des Spielhäuschens sehr viele Möglichkeiten gegeben hätte, es aufzustellen. Deshalb schaute die Dame etwas kritisch. Warum sie das denn wissen wolle, fragte niemand. Inzwischen hatte sich schon eine kleine Menschentraube um die kleine Frau gebildet, aber sie ließ sich nicht einschüchtern und teilte es ihnen unverfroren mit. Natürlich ist die Lautstärke, die so ein Spielhäuschen emittiert, nicht abhängig von der Entfernung zu einem Grundstück, welches direkt neben dem Spielplatz liegt. Aber es wäre durchaus möglich gewesen, diesen Kristallisationspunkt der 2 – bis 70-Jährigen zur Freude der Anwohner einfach ein klitzekleines Stück weiter weg zu errichten.

DelphinMerken Sie was? 2- bis 70-Jährige. Mehrgenerationenspielplatz. Also, die bis 12-Jährigen, die das Spielhäuschen mehr oder weniger zweckmäßig bespielen, sind immer willkommen. Die Eltern und Großeltern, die um ihre Kinder herumstehen und sie lautstark beim Spiel anweisen, kann man tolerieren. Die Besucher aus den umliegenden Seniorenresidenzen werden meistens weit weg auf die Bänke unter den grünen Arkaden in den Schatten gesetzt und spielen hier und sonst auch keine Rolle. Aber die wilden Jugendlichen, auch „große Jungs“ genannt, neigen oft dazu, das Spielhäuschen zweckentfremdend als Clubhaus, Mülleimer, Pissoir oder für Schäferstündchen zu nutzen. Halt weil es so schön versteckt liegt.

Aber wenn man doch so einen Missbrauch des Spielplatzes beobachtet, solle man gleich die Polizei anrufen, so der Bauhofleiter und übergab eine Visitenkarte an die gute kleine mutige Frau.

Ich persönlich hätte diesen Rat doch gleich umgesetzt (eiskalt). So wegen Missbrauch und Zweckentfremdung.

Alles Gute. Ihre Zicke