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Das Goldene Gans Desaster

Oder: Wie falle ich als Restaurant beim Test wirklich komplett durch?

Das Wetter war nicht übermäßig gut. Es gewitterte sogar ein wenig. Doch wagten sich die drei Testesser an diesem Mittwoch in den Biergarten der Goldenen Gans. Montags und dienstags hat sie nämlich manchmal zu, unsere Gans.

Der Biergarten ist, wie wir erwartet haben, leer. Es wird trotz schlechter Wetterlage draußen serviert, was schon mal positiv ist. Wir freuen uns unheimlich auf die Meeburger, die Andi bei einem früheren Besuch auf der Karte entdeckt hat. Aus Angusrind. Wir sind schon sehr gespannt und haben einen Riesenhunger.

Schnell kommt die Servicekraft. Bringt uns drei Karten. Etwas pikiert blättere ich in der klebrigen Karte. Ich kann mich nicht entscheiden, ob das Harz der Kastanienbäume ist, oder  – ach, ich will es eigentlich nicht wissen. Nach kurzer Zeit werden wir nach unserem Getränkewunsch gefragt. Ein Spezi, ein kleines Bier und ich wage diesmal sogar eine spezifische Frage, was meinen Weinwunsch betrifft. Wir befinden uns hier in einer Gaststätte, die zum größten Teil mit fränkischer Küche und Zutaten aus der Region glänzen möchte.

„Woher kommt denn der Silvaner?“ verlange ich zu wissen. „Aus Albertshofen“ „Hm, wo ist denn dort das Anbaugebiet, also quasi der Weinberg?“ taste ich mich langsam vor. „Na, halt in Albertshofen, das Weingut Heilmann ist dort“ „Na gut, dann probiere ich mal ein Viertel.“ Schaue nochmal in die Karte und sehe, dass der Silvaner in der Karte als Silvaner des Weinguts J. Heilmann steht und als Lage der Kitzinger Hofrat. Der Kitzinger Hofrat liegt in Repperndorf. Von Würzburg aus kommend auf der B8 links gut zu sehen.

Die Getränke kommen recht zügig und die Servicekraft bleibt freundlich, obwohl wir uns den fast am weitesten entfernten Platz vom Lokal im Biergarten ausgesucht haben. Nicht, um den Kellner zu ärgern, sondern um die wunderbare Aussicht auf die neue Mainpromenade und den Main selbst zu genießen. Nachdem die alte Mainbrücke für den Autoverkehr gesperrt wurde, ist es ein lauschiges Plätzchen. Klasse! (Die Beschallung mit Humpatätärä wegen des 1. Mai ignorieren wir gekonnt.)

Nun bestellen wir Essen. Andi und ich natürlich den Meeburger. Ulrike fragt, wie groß denn die normalen Portionen sind. „Sooo groß“, meint der Kellner und zeigt uns, wie es bei Anglern üblich ist, einen großen Fisch. „Und die Kinderportionen?“ fragt Ulrike vorsichtig. „Auch sooo groß.“ „Dann bitte den Pinocchio Teller.“ Ja, da wird die Nase auch sooooo lang, denke ich und muss schmunzeln.

Das Essen kommt. Zuerst der Pinocchio Teller. Ein Putensteak natur und Spätzle mit Soße. Sieht ganz gut aus. „Sooo groß“ ist er jetzt allerdings nicht (sondern für eine Kinderportion angemessen). Wir verstehen ja Spaß.

Dann die Burger. Der Anblick lässt unsere Burger-Eater-Herzen höher schlagen. Und los geht’s. Mein Burger ist schon etwas kalt. Die Pommes sind super. Ich fange an, die Zwiebel zu entfernen. Die Ringe haben zwar die richtige Stärke, aber es sind eindeutig zu viele und teilweise ist noch braune Schale zu sehen, die nicht weggeschnitten wurde. Etwas lieblos. Das Brötchen ist etwas trocken. Der Bacon gut ausgebraten, saure Gurke, Tomate, Blätter vom Kopfsalat, Ketchup, Senf vorhanden. Was aber eigentlich schon gar nicht geht: Der Käse sieht aus wie eine „Scheiblette“, also Schmelzkäse. Das kann ich gerade noch auf einem Toast Hawaii mit Dosenananas tolerieren. Aber auf einem Burger vom Angusrind? Och nee.

Ich seziere weiter. Inzwischen ist der Burger komplett erkaltet. Aber nein, er war nie richtig heiß. Innen ist er komplett roh.

Ein kleiner Exkurs meinerseits: Ich habe kein Problem mit rohem Fleisch. Meine Rinderstaks esse ich mit Vorliebe „rare“ (innen roh). Die habe ich normalerweise selbst bei einem Metzger meines Vertrauens gekauft, oder das Restaurant hat mein Vertrauen. Auch Hamburger mag ich gern saftig und rosa, wenn sie aus frischem Rindfleisch zubereitet werden.

Da es sich hier definitiv um eine Fertigware aus dem Kühlfach handelt, vergeht mir der Appetit. Andi schaut traurig auf seinen Burger. Es ist heute seine erste Mahlzeit. „Die Pommes sind durch“, sagt er trotzig und greift zu. Die Servicekraft kommt und fragt, ob alles in Ordnung sei. Nein, ist es nicht und die Teller gehen zum Burgerfertigbraten zurück in die Küche. Wir schauen uns mit großen Augen an. Fertigbraten? Nochmal in die Pfanne? Vielleicht gibt es da noch Tricks, von denen wir bis jetzt nichts wussten.

Natürlich gibt es keine Tricks. „Wer hatte noch Pommes auf dem Teller?“ Ich hebe die Hand. „Ich hoffe, die Küche hat alles wieder richtig draufgelegt“, sagt der Kellner und verschwindet. Die Bilder sprechen eigentlich für sich. Der Burger ist wieder irgendwie zusammengematscht. Ich bekomme meine kalten Pommes zurück und ein Stück Brötchen. Ein Stück Fleisch vermisse ich und finde es auf dem Teller meines Kollegen.

Jetzt vergeht Andi der Appetit, hat er doch gesehen, wie ich vorher in dem Stück Fleisch rumgepopelt habe. „Und wo ist mein kleines Stück, was noch auf dem Teller lag?“ will Andi von dem herbeizitierten Kellner wissen. „Das muss der Koch wohl weggeschmissen haben“, so die Servicekraft. „Und was machen wir jetzt? Finden SIE das NICHT unappetitlich“, will ich wissen. „Nein, wieso?“ „Äh….“ Ich bin fast sprachlos, aber nur für einen kurzen Moment. „Und wenn ich irgendeine ansteckende Krankheit hätte?“ „Haben Sie?“ „Ich werde das nicht bezahlen“ ist das einzige, das mir einfällt. „Und außerdem darf ich Sie zum kompletten Durchfall bei einer Restaurantkritik beglückwünschen.“ „Am liebsten würde ich gar nichts bezahlen….“ Die Chance mich noch mal zu besänftigen, verfehlt der Kellner vollends mit der Antwort: „Das wollen wir aber mal sehen…“ STOP. Den Rest will ich Ihnen besser ersparen.

Getestet wurde:

Goldene Gans, Balthasar-Neumann-Straße 2, 97318 Kitzingen

Preis:  8,90 Euro

Das Fazit: Nie wieder. Allerdings dürfte es die meisten Kitzinger nicht überraschen, denn fast jeder hat eine Geschichte zur „Erlebnisgastronomie“ in der Goldenen Gans zu erzählen. Viele Kitzinger wähnen die Goldene Gans als geschlossen. Schlechter Service und schlechte Küche, dafür ist die Gans bekannt. Mir persönlich blutet das Herz, ist doch die Lage des Biergartens exzellent und einmalig.

Nachtrag: Der Pinocchio Teller war ok, obwohl die Spätzle etwas matschig/schleimig waren. Das liegt normalerweise daran, dass sie nicht professionell abgegossen werden.

Alle Beiträge unserer Serie “Burgerstadt Kitzingen” finden sie hier.