Stationsoffensive des Freistaates: Keine neuen Haltestellen im Landkreis Kitzingen
Auf den ersten Blick scheint es, als hätte man den Landkreis Kitzingen bei der Stationsoffensive des Freistaates Bayern glatt übersehen. Doch die enorme Verkehrslast der Stecke Nürnberg-Würzburg macht keine weiteren Haltestellen möglich.
Am 2. März unterzeichnete Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann zusammen mit Dr. André Zeug, Vorstandsvorsitzender der Bahntochter DB Station&Service AG einen Rahmenvertrag zum Neubau von 20 neuen Haltestellen in Bayern. Obwohl der Bau von Haltestellen Bundesaufgabe ist, investiert der Freistaat in seinen „ländlichen Raum“.
Nur den Landkreis Kitzingen hat man dabei anscheinend vergessen. Entlang der Bahnlinie Würzburg – Nürnberg liegt nicht nur Kitzingen. Doch auf den 30 Kilometern, die die Strecke von Würzburg nach Nürnberg durch den Landkreis läuft, hält die Mainfrankenbahn gerade 4 mal: Iphofen, Kitzingen, Buchbrunn-Mainstockheim, und in „Dettelbach Bahnhof“, einer Station zwischen Dettelbach und dem Mainfrankenpark auf der Wiese, jedoch einige Kilometer weit entfernt von beidem. Doch die Strecke führt an 8 Orten im Landkreis direkt vorbei und hält bei keinem.
Mit einer Regionalbahn, die nur in den Vororten von Würzburg, der Kreisstadt und einer großen Industriesiedlung im Werksbahnhof hält, kann man aber kaum Fahrgäste mit Relationen innerhalb des Landkreises für die Bahn und den öffentlichen Verkehr begeistern. Standorte wie Hellmitzheim, Markt Einersheim, Mainbernheim und Sickerhausen – manche von ihnen existierten bereits – fehlen im Nahverkehr. Die Busverbindungen sind zwar existent, bieten aber eher einen abschreckenden Takt.
So ist viel Fläche im Landkreis, von dieser Entwicklung des ländlichen Raumes ausgeschlossen. Andere Landkreise – wie zum Beispiel der Landkreis Lindau – erhalten gleich 5 der 20 neuen Haltestellen.
Der am Landkreis Kitzingen nähestgelegene neue Haltepunkt, der durch dieses Programm gefördert wird, liegt in Würzburg, genauer ‚Heidingsfeld Ost‘ an der Strecke Würzburg – Ansbach.
Eisenbahnbetriebliche Situation ist wichtig
Wenn man jedoch einfach nur die Haltestellen bauen würde, könnte trotzdem kein Zug dort halten. Denn die Strecke zwischen Würzburg und Nürnberg ist ein zentrales Element im deutschen Schienenverkehrsnetz. Sowohl Fernverkehr, als auch Güter- und Nahverkehr müssen sich die Strecke teilen. Ab Nürnberg können die ICE wieder auf einer eigenen Schnellfahrstrecke „rasen“ – und auf der anderen Seite, ab Würzburg haben sie auch freie Bahn bis Hannover. Nur das Stück zwischen Nürnberg und Würzburg fehlt und somit müssen sich 3 verschiedene Zuggattungen die Strecke teilen.
Während der Fernverkehr besonders schnell einfach nur „durchrasen“ will, will der Nahverkehr besonders oft halten um Alle mitzunehmen. Und die besonders schweren Güterzüge wollen einfach nur konstant ohne viel bremsen und beschleunigen durchpoltern. Aus diesen unterschiedlichen Interessen ergeben sich natürlich Konflikte, denn wo ein Zug ist, kann kein zweiter sein. Wenn also ein ICE einen Güterzug überholen will, muss der Güterzug in einem Bahnhof stehen bleiben, damit der ICE vorbei fahren kann.
Durch die große Anzahl der Züge, und weil alle 3 Gattungen gemischt auf der Strecke fahren, ist die DB interessiert, solche Konflikte zu minimieren. Wenn also ein Triebwagen der Mainfrankenbahn an einer zusätzlichen Station anhält, ist es wahrscheinlich, dass er einem ICE oder Güterzug dabei im Weg steht.
Keine kurzfristige Lösung möglich
Und so sind vorerst keine weiteren Stationen für den Landkreis möglich, obwohl die Strecke für den Verkehr Innerhalb des Lankreis viel Potenzial böte. Einen attraktiven Nahverkehr auf dieser Relation im Landkreis kann es nur geben, wenn die Überlastung der Strecke, zum Beispiel durch eine Auslagerung des Fernverkehrs auf eine Neubaustrecke, umgesetzt wird.