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Wie Oberbürgermeister Müller knapp 120 Personen fahrlässig gefährderte

Die gestrige Stadtrats-Sondersitzung fand wegen des erwarteten Andrangs in dem großen Sitzungssaal des Landratsamtes statt. Auf der Tagesordnung stand nur die Diskussion über die Marshall Heights.

Schon rund eine viertel Stunde vor dem Beginn der Sitzung gab es keine freien Sitzplätze mehr für die Besucher, die zur Stadtrats-Sondersitzung gekommen waren. Und es kamen immer noch weitere, quetschten und drängelten sich hinein.

Zum Beginn der Sitzung bedankte sich Oberbürgermeister Müller bei Immobilieneigentümer Georg Wittmann für sein Erscheinen im Stadtrat. Es brandete dabei zustimmender Applaus auf. Auch beim Diplom-Ingenieur und Tenikleiter Roger Lindholz, der für den kommunalen Energieversorger LKW die Erschließung erläutern sollte, bedankte sich OB Müller für sein Erscheinen.

Doch bevor er mit der Tagesordnung began, stellte er quasi zur allgemeinen Sicherheit fest, dass er persönlich jeden Einzelnen gezählt habe und die Teilnehmerzahl aktuell knapp unter hundertzwanzig Personen im Raum sei – ein genaues Ergebnis seiner Zählung nannte er aber nicht. Diese Feststellung tätigte OB Müller somit anscheinend ins Blaue hinein.

Offensichtlich wollte er mit dieser Feststellung wohl gleich einer späteren Diskusssion mit dem Landratsamt zuvorkommen, da seitens des Landratsamtes die Brandschutzrechtliche Auflage gemacht worden war, dass der Saal nur für 120 Personen geeignet sei.

Aus der Position, an der ich mich im Saal aufhielt, konnten mindestens 97 Personen gezählt werden, da aber etliche Personen noch um die Tür in einer Art Menschentraube zusammenstanden und deswegen nur schwer gezählt werden konnten, dürfte die Stadt Kitzingen wohl bestenfalls nur sehr knapp die brandschutzrechtlichen Auflagen eingehalten haben.

Ruhe bewahren ist die wichtigste Regel im Krisenfall.

Auch die dann folgende Aufforderung des OB, dass, falls doch etwas passiere, die an der Tür stehenden Menschen „zuerst wegrennen“ sollten, damit der Saalinhalt nachfolgen kann, hat nichts mit Sicherheit von größeren Menschenmengen in zu kleinen Räumlichkeiten zu tun.

Die wörtliche Aufforderung wegzurennen, verkündet über die Saalmikrofone durch den Oberbürgermeister,  hätte im Ernstfall fahrlässige Folgen gehabt:

Vom Großen Sitzungssaal im Landratsamt muss man erst eine Treppe ein Stockwerk hinunter, bevor man durch das Foyer ins Freie gelangt. Treppen im Ernstfall hinunter zu rennen, statt diese ruhig und zielstrebig hinunter zu gehen, kann in einer Menschenmenge dazu führen, dass einzelne Personen stürzen und auf der Treppe von der nachschiebenden Menschenmenge zertrampelt werden.

Insofern war diese Verkündung des Oberbürgermeisters, der für seine Stadtratssitzungen auch als Veranstaltungsleiter fungiert und dessen Verwaltung sonst so viel Wert auf Brandschutz legt, in den Augen mancher Kitzinger vorgeschoben viel Wert, nicht zuletzt fahrlässig. Das zuallererst richtige und wichtigste in jeglichen Krisensituationen ist immer, die Ruhe zu bewahren. Insbesondere wenn es um Menschenmengen geht, die in engen Situationen, wie diesem Treppenabgang, viel schneller und leichter in Panik geraten können.

Folgen? Die Gefährdung ist ja zum Glück nicht eingetreten…

Wäre doch etwas passiert, was bei der Räumung des Saals einen schlimmeren Unfall auf der Treppe verursacht hätte, spätestens der dann ermittelnde Staatsanwalt hätte diese Worte aus den Saalmikrofonen auf die sprichwörtliche Goldwage gelegt. Wahrscheinlich zu Ungunsten des Versammlungsleiters.

Zum Glück ist aber während der Sitzung nichts passiert, was eine Räumung des Saals nötig gemacht hätte.